Genter Jan-van-Eyck-Ausstellung : Das menschliche Glotzen der Lämmer

Nie wieder werden der zu einem Drittel restaurierte Genter Altar van Eycks und derart viele seiner Bilder so nahe zu sehen sein wie jetzt im Museum der Schönen Künste Gent.
2020 ist Jan-van-Eyck-Jahr in Gent, wo mit dem gleichnamigen Altar das größte seiner nur zwanzig erhaltenen Werke in der Kathedrale und nun in einer Jahrhundertausstellung im Museum der Schönen Künste die Hälfte von diesen aus aller Welt zu sehen ist. Vielleicht ist 2020 aber auch eine Wegscheide in der Wahrnehmung dieser Kunst, die heute neuzeitlich „Jan van Eyck - Eine optische Revolution“ heißen muss und nicht einfach den Erfinder einer theologisch unendlich anspielungsreichen Malerei ehren kann, die bis 1800 das verbindliche Maß und Nonplusultra für jeden blieb, der malen wollte. Alles weg. Vor dem Altar von 1432 stehend, der aufgrund der Anbetung Christi als Agnus Dei im Zentrum mit Heiliggeisttaube darüber in Gent nur das „Mythische Lamm“ heißt, fragt einer der versammelten Besucher laut, was der merkwürdige Vogel über dem Schaf zu bedeuten habe und warum goldene Strahlen von ihm ausgingen.