Archäologische Sensation : Die Situla von Irlbach
Gefunden wurde sie zufällig im vergangenen Herbst auf einem Acker. Der Finder brachte das Objekt dem Straubinger Kreisarchäologen Ludwig Husty, der sogleich erkannte, womit er es zu tun hatte – mit einer sogenannten Situla (lateinisch: Eimer), einem Bronzegefäß, das mit menschlichen Figuren, mystischen Tieren, Wagenrennen- und Boxkämpferdarstellungen verziert ist.
Es folgte im Frühjahr eine archäologische Ausgrabung am Fundort, die das vier mal viereinhalb Meter große Grab aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert zutage förderte. Darin weitere Beigaben wie zwei etruskische Bronzebecken, eine bronzene Schnabelkanne mit perlstabverziertem Henkel, eine frühlatènezeitliche Schale und andere Keramik, ein Goldring, das Fragment eines Steinbeils und ein versteinerter Seeigel, der bis zu hundert Millionen Jahre alt sein dürfte. Aus der Zahl und Qualität der Grabbeigaben schließen die Experten auf eine hochrangige Person, die hier beigesetzt wurde.
Die Gegend ist berühmt für ihre Funde
Der Gäuboden, die Kornkammer Niederbayerns, ist seit Jahrtausenden wegen seiner wertvollen Böden besiedelt, bis zum Vordringen der Römer prägten hier die Kelten über Jahrhunderte die Kultur. Weswegen die Gegend immer wieder durch spektakuläre Funde von sich reden machte, etwa 1950 mit dem Schatzfund von Straubing, einem Kupferkessel voller Gesichtshelme, Beinschienen, Götterfiguren und Waffen.
Der aktuelle Fund wirft Fragen auf, unter anderem über die Lokalisierung überregionaler Verbindungen des Donaugebietes mit südlich der Alpen gelegenen Gebieten. Denn bislang galt als Hauptverbreitungsgebiet solcher figuralverzierten Situlen, so der archäologische Fachbegriff für diesen Gefäßtyp, Oberitalien und das heutige Slowenien. Sie wurden zur Aufbewahrung und zum Mischen von Flüssigkeiten verwendet.
Die Funde sind für den ostbayerischen Raum von großer Bedeutung, weil sie auf eine Verkehrsroute bis nach Böhmen hindeuten. „Es ist ein Sensationsfund, wie es ihn so in Deutschland noch nicht gegeben hat“, so Walter Irlinger bei der Vorstellung des Fundes. Er leitet am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege die Abteilung Bodendenkmalpflege. Die Irlbacher Situla sei der erste derartige Fund in Deutschland, und zugleich liegt der Fundort nördlicher als jener der im niederösterreichischen Kuffern entdeckten Situla. Sie werde künftig in Fachkreisen „in einem Atemzug mit der Situla von Vace, der Situla von Kuffern oder der Certosa-Situla genannt werden“, ist sich Irlinger sicher. Wo die Situla nach der Restaurierung ausgestellt wird, ist noch offen, das Straubinger Gäubodenmuseum würde sich anbieten.