Neues Werk von Banksy in London : Sein Freund, der Baum, ist tot
Nach Meldungen über Zehntausende von mit arsenhaltigem „Schweinfurter Grün“ imprägnierten Büchern in deutschen Bibliotheken macht die Farbe Grün abermals nur bedingt positiv von sich reden. Auf einer Londoner Hauswand ist am Sonntag hinter einem noch trostlos kahlen Baum ein vom Streetartkünstler Banksy stammendes Mural entdeckt worden. Eine zur Linken des Baumes stehende Frau in giftig wirkendem Grün hält ein Sprühgerät, mit dem üblicherweise Pestizide verstäubt werden, und blickt kritisch nach oben zu ihrem Werk. Dort entfaltet sich eine artifiziell gesprühte Laubkrone, die allerdings in langen Verlaufsspuren bereits wieder nach unten rinnt.
Eine banale Feier des Frühlings wäre ungewöhnlich für Banksy
Das für Banksy typische Schablonengraffiti der Frau wirkt auch deshalb so dystopisch wie einige seiner früheren Umweltzerstörung anklagenden Werke etwa in dem 2015 von ihm eingerichteten Apokalypse-Park Dismaland im englischen Ferienort Weston-super-Mare in Somerset, da die Konturen der Frau mit der Sprühflasche von dem anscheinend giftigen Grün wie von Säure zersetzt werden und weil es angesichts des abgestorben wirkenden realen Baums im Vordergrund naturgemäß keine Lösung ist, tote Natur künstlich zu begrünen. Die surrealen Beispiele zahlloser grasgrün angestrichener Beton-Vorgärten im austrocknenden Kalifornien beispielsweise haben sich in das Bildgedächtnis eingebrannt.
Insofern wirkt das von Banksys Figur versprühte Falsch-Grün paradoxerweise eher wie das mittlerweile selbst schon ikonisch gewordene Entlaubungsmittel „Agent Orange“, das die Amerikaner im Vietnamkrieg per Flugzeug versprühten und das riesige Flächen Urwald erst herbstlich orange verfärbte und dann absterben ließ. Inzwischen hat der Künstler sein hintersinniges Werk zum Frühlingsbeginn in Zeiten des immer noch sauren Regens auf Instagram autorisiert.
