Van Eycks Rolin-Madonna : Wimmelbild mit Tiefgang
Jan van Eycks „Rolin-Madonna“ im Louvre wurde restauriert. Die extremen Nahaufnahmen entführen nun in eine gemalte Liliputlandschaft und werden mit weiteren seiner Gemälde und Handschriften der Zeit kontextualisiert.
Jan van Eycks „Rolin-Madonna“ misst 71 auf 65 Zentimeter. Es wurde geschätzt, dass das mittelkleine Gemälde nicht weniger als zweitausend Details zeigt. Geschätzt, weil niemand wissen kann, wie viele genau es sind. Bis auf sechs von ihnen befinden sie sich im Bildhintergrund und sind Millimeter winzig. Viele bestehen bloß aus zwei, drei Pinselstrichen, Pardon: Tüpfchen. Steht man in der Kabinettausstellung, die der Louvre dem berühmten Bild anlässlich seiner Restaurierung widmet, kneift man die Augen zusammen, klebt die Nase schier an die Holztafel, auf die das Werk gemalt ist – und vermag trotzdem bei Weitem nicht alles zu erkennen. Dass die Figürchen leben, gestikulieren oder diverse Posen einnehmen, dass ihre Schimmel oder Isabellen dunkle Griffelbeine haben und dass das Ruder eines Fährmanns im Flusswasser Strudel zeitigt, sieht man erst in einem Film, der auf einem Großbildschirm in extremer Nahaufnahme durch die gemalte Liliputlandschaft führt. Welch eine Virtuosität.