FAZ+Kunst der Woche :
Die Wüste vergisst nichts

Lesezeit: 3 Min.
Mit einer Drohne fotografierte Alfredo Thiermann die Salpeter-Bergwerke, die der Hamburger Kaufmann Henry B. Sloman Anfang des 20. Jahrhunderts in der Atacama-Wüste bauen ließ.
Der Architekturtheoretiker Alfredo Thiermann hat die Salpeter-Bergwerke, die der Hamburger Kaufmann Henry B. Sloman Anfang des 20. Jahrhunderts in der Atacama-Wüste bauen ließ, mit einer Drohne fotografiert. So dokumentiert er die Ausbeutungsgeschichte, die ein Ende der Welt mit dem anderen verband.
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Die seltsamen Formen könnten das Werk eines größenwahnsinnigen Land-Art-Künstlers sein. Oder eigenartige Urfische. Oder eine Folge natürlicher Erosion – aber sie sind das Gegenteil, nämlich das Werk eines Hamburger Kaufmanns, und so schön sie anzusehen sind, so desaströs ist das, was zu diesen Formen führte. Es war Henry B. Sloman, der in der Atacama-Wüste fünf riesige Salpeterbergwerke betrieb, bevor er als einer der reichsten Deutschen nach Hamburg zurückkehrte und dort 1924 das sogenannte Chilehaus errichten ließ. Viele kennen das Gebäude, das der expressionistische Architekt Fritz Höger entwarf. Das Geld für Hamburgs erstes Bürohochhaus hatte Sloman in Chile gemacht. Der Salpeter aus der Atacama-Wüste diente als Rohstoff für Dünger, Farbe und Sprengstoff.

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