FAZ+Restitution von NS-Raubkunst :
Roths Reform ersetzt eine lahme Ente durch einen zahnlosen Tiger

Gastbeitrag
Von Constantin Goschler
Lesezeit: 7 Min.
Im Düsseldorfer Museum Kunstpalast kann man Franz Marcs Gemälde „Die Füchse“ nicht mehr betrachten. Das Bild wurde auf Empfehlung der Beratenden Kommission an die Erben von Kurt Grawi zurückgegeben, die es 2022 in London versteigern ließen und dabei einen Verkaufspreis von 43 Millionen Pfund erzielten. War nordrhein-westfälische Enttäuschung über diesen Fall ein Grund für das Interesse der Bundesländer am Wechsel zu einer Schiedsgerichtsbarkeit?
Kulturstaatsministerin Claudia Roth will Schiedsgerichte einrichten, um die Restitution von NS-Raubkunst zu erleichtern. Tatsächlich aber könnte ihre Reform das Gegenteil bewirken.
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Am 8. Januar hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth eine mit den Ländern ausgehandelte Reform des Rückgabeverfahrens von NS-Raubkunst als Kabinettsbeschluss absegnen lassen. Kurz vor der Bundestagswahl versucht sie also, noch ein wichtiges Vorhaben der dahinscheidenden Koalition zu verwirklichen: Der Koalitionsvertrag sah vor, die seit 2003 tätige Beratende Kommission NS-Raubgut zu stärken. Diese konnte bislang nur tätig werden, wenn beide Parteien – jüdische Erben und aktuelle Eigentümer – einem Verfahren zustimmen, was selten genug der Fall war. Und so konnte die Kommission in mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit bislang lediglich 24 Empfehlungen aussprechen, wobei ohnehin lediglich Kunstwerke in öffentlichem Besitz tangiert sind.

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