Barock im Städel : Linien-Dramen und Rötel-Fluchten
Rom oder Neapel, graphisch oder satt malerisch: Das Städel Museum präsentiert auch als Hommage an das Buchmessen-Gastland Italien seine neunzig schönsten italienischen Barockzeichnungen.
Die Graphische Sammlung des Städel entzückt erneut mit Federkunst: Waren es zuletzt die spitzen Federn Daumiers und Kollwitz, sind es nun - passend zum diesjährigen Buchmessen-Gastlandes Italien und zur Feier mehrjähriger Forschungs- und Restaurierungsarbeit - barocke Edelfedern des Belpaese „von Carracci bis Bernini“, die ob ihrer schier grenzenlosen „Phantasie und Leidenschaft“, so der Übertitel der Schau, staunen lassen. Dabei ist das „von … bis“ nicht chronologisch gemeint, denn alle 90 ausgestellten Zeichnungen (fast komplett noch aus Johann Friedrich Städels Gründungssammlung) gehören zeitlich wie stilistisch dem Barock an, sondern räumlich: Das Städel zeigt alle großen Schulen und Kunstregionen von Bologna (hier vor allem die Carraccis) über Genua und Neapel (Salvator Rosa, aber auch der dort tätige Spanier Ribera) bis Rom (Bernini und Cortona). Es ist wie mit dem Traumreiseziel Italien: Im Urlaub versucht man zwar, alle Kulturzentren von Ligurien über Friaul und der ewigen Stadt bis hinunter in den Süden einigermaßen paritätisch abzudecken, aber die meisten von uns haben doch eine Lieblingsregion und kehren immer wieder zu dieser zurück.