Ärger um die Häschenschule : Taxidermie vor Gericht
So hatten sich Mr und Mrs Watts den Verkauf ihrer geliebten Sammlung von kartenspielenden, rauchenden und trinkenden Eichhörnchen und Kätzchen bei einer viktorianischen Hochzeitsgesellschaft, die siebzehn Jahre lang die Gäste in ihrem Landgasthaus "Jamaica Inn" in Cornwall amüsiert hatte, nicht vorgestellt. Vier Jahre nach der Versteigerung ihrer Kollektion von etwa 6000 ausgestopften Tieren in anthropomorphen Situationen für mehr als 500 000 Pfund bei Bonhams in London, von denen das Ehepaar 336 000 Pfund nach Abzug der Gebühren erhielt, verklagen sie nun das Auktionshaus auf die Erstattung von rund 571 000 Pfund - der Grund: Kein anderer als Damien Hirst, der für seine in Formaldehyd eingelegten Haie, Kühe und Schafe bekannte englische Künstler, hatte Bonhams zwei Wochen vor der Auktion im Jahr 2003 eine Million Pfund für die von dem viktorianischen Tierpräparator Walter Potter zusammengestellte Sammlung geboten, samt der Übernahme der Kosten für den Katalog.
Doch das Auktionshaus hatte dieses Angebot mit der Begründung abgelehnt, es komme zu spät und die Kataloge seien bereits verschickt. Dies erfuhr das Ehepaar Watts jedoch erst am Tag der Auktion selbst, durch einen Artikel von Damien Hirst in der Zeitung "The Guardian", in dem er die Ablehnung seines Angebots und die Verstreuung der Sammlung bedauerte. Der Künstler erklärte, er hätte die taxidermische Rarität, die unter dem Namen "Mr Potter's Museum of Curiosities" im späten 19. Jahrhundert viele Touristen in das von Potter eigens dafür gebaute Museum zog, als Ganzes erhalten wollen und eigene Stücke hinzufügen. Besonders interessiert hatte sich Hirst außerdem für die von den Bauern der Umgebung an den Präparator gesandten Kuriositäten, wie eine Ziege mit zwei Köpfen oder eine mumifizierte menschliche Hand.
Nun wird das Auktionshaus Bonhams also auf die entgangene Differenzsumme verklagt, nachdem zuvor Verhandlungen gescheitert sind. Das Ehepaar Watts bringt vor, Bonhams habe durch schlecht aufgeteilte Lose und die Ablehnung von Damien Hirsts Angebot die vertragliche Vereinbarung gebrochen, den bestmöglichen Preis zu erzielen. Zu den Höhepunkten der Sammlung, für die sich offenbar auch Hirsts Kinder begeistert hatten, gehörte "The Death and Burial of Cock Robin", ein taxidermisches Tableaux mit 98 verschiedenen Vogelarten, das 23 500 Pfund erzielte, und eine Dorfschule mit 48 Kaninchen, die auf Schiefertafeln das Schreiben lernen. Die Katzenhochzeit in Brokatkleidern und eleganten Anzügen erzielte 18 000 Pfund.