Madonna! :
Ein Rekord für Munch

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Edvard Munchs Lithographie einer sehr weltlichen Madonna erreichte in London den zweithöchsten Zuschlag für eine Graphik überhaupt. Bei Bonhams bewilligte ein amerikanischer Bieter 1,1 Millionen Pfund für das Blatt.

„Madonna (Liebendes Weib)“ - das ist die absolut unverwechselbare Marke des Edvard Munch: Jetzt ist ein Druck dieses Motivs bei Bonhams in London für 1,1 Millionen Pfund zugeschlagen worden. Der anonyme private Käufer aus den Vereinigten Staaten bezahlte also, inklusive Aufgeld, umgerechnet gut 1,5 Millionen Euro für das vom Künstler handkolorierte Blatt; die Schätzung hatte bei 500.000 bis 700.000 Pfund gelegen. Damit erzielte das Blatt einen neuen Auktionsrekord für eine Grafik in England und weltweit den zweithöchsten Preis auf diesem Sektor - hinter einem anderen Munch-Emblem: 2007 erzielte dessen „Vampir II“ in Oslo umgerechnet rund 1,256 Millionen Pfund brutto.

Laut Auktionshaus handelt es sich bei der jetzt versteigerten, 1895 signierten Lithographie um die früheste handbemalte aus einer Serie, die zwischen 1895 und 1902 entstand. Munch setzte den Halbakt seiner einstigen Geliebten, der Norwegerin Dagny Juel - die inzwischen mit dem polnischen Schriftsteller und Satanismus-Aficionado Stanislaw Przybyszewski verheiratet war und dann 1901 in Tiflis von einem jugendlichen Liebhaber erschossen werden sollte -, in einen blutrot angemalten Rahmen, in dem Spermien schwimmen.

In der linken unteren Ecke kauert ein Fötus, dessen übergroßer Kopf ebenfalls die typischen Merkmale Munchscher Menschenauffassung trägt. Die wohl in Berlin, wo sich Munch damals immer wieder aufhielt, gedruckte Darstellung war auf Provokation angelegt, zumal in dieser drastischen Farbgebung, und erreichte ihren Zweck durchaus, als sie ausgestellt wurde. Bereits vor den Lithographien waren diverse Ölgemälde der „Madonna“ entstanden.

Rose-Maria Gropp
Rose-Maria GroppFreie Autorin im Feuilleton.

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