Winterauktion in Ahrenshoop : Feiningers Horizonterweiterung
Diese Strandansicht kennt man doch: Bei der Ahrenshooper Winterauktion erinnert eine Zeichnung Lyonel Feiningers an ein Gemälde des Künstlers, das für fast mehr als zwei Millionen Euro versteigert wurde.
Unübersehbare Korrespondenzen mit Lyonel Feiningers am 30. November bei Grisebach in Berlin für 2,368 Millionen Euro versteigertem Gemälde „Wolken überm Meer I“ lenken den Blick auf eine Zeichnung des Künstlers, die am 30. Dezember bei der Ahrenshooper Winterauktion zum Schätzpreis von 5000 bis 7000 Euro zur Disposition steht. Die Skizze „Wolken am Strand, Usedom, Ostsee“ entstand bereits 1912, als der gebürtige Amerikaner mit Wohnsitz in Weimar auf sommerlichen Fahrradtouren die norddeutschen Inseln entdeckte. Mit großer Wahrscheinlichkeit diente die kaum postkartengroße Skizze, die dem Besitz von Feiningers Bewunderer und Förderer Alois Schardt entstammt, als Vorlage für das 1923 vollendete Gemälde. Der Ausruf am vorletzten Tag des Jahres könnte in der Strandhalle des Ostseebades einen Bietersturm auslösen.
Kaum Absatzschwierigkeiten zu befürchten hat auch Carl Malchins für 22.000 bis 26.000 Euro angebotenes Großformat „Heimkehr des Schäfers mit seiner Herde“, das den Stil und die Motivwahl der 1892 gegründeten Ahrenshooper Künstlerkolonie auf das Anschaulichste repräsentiert. Deren führendes Mitglied Paul Müller-Kaempff ist mit vier Kleinformaten zwischen 2000 und 4000 Euro vertreten. Freimütig den Pinsel schwang um 1900 die aus dem Rheinland stammende Malerin Elisabeth von Eicken, deren „Morgendliche Spiegelung“ eines Gebäudes in stehendem Gewässer für 4200 bis 6500 Euro abrufbar ist.
Mondlicht erhellt die bühnenhafte Szenerie des „Fischerhafens vor Torekov“ von Louis Douzette, die den Einsatz von 7500 bis 9500 Euro fordert. Unter den raren Porträts fällt das suggestive Selbstbildnis der Rostockerin Kate Diehn-Bitt auf, die mit schemenhaften Figuren auf ihrem nackten Leib mit „Almmutter“ einen nicht ganz geglückten Ausflug in den Surrealismus wagte (Taxe 7500 bis 12.000 Euro).
Lediglich mit Arbeiten auf Papier erscheint die Elite der DDR-Kunst. Wolfgang Mattheuer ist mit einer lithographischen Umsetzung seiner Skulptur „Jahrhundertschritt“ dabei (1400/2600); vier Steindrucke zum Thema „Ruhe auf der Flucht“, die Werner Tübke Anfang der Achtzigerjahre schuf, sind zusammen auf 650 bis 950 Euro taxiert. Den Schlusspunkt setzen Klaus von Woyskis „Schlittschuhläufer“ in wattigem Winterweiß, ein Ölbild von 1951, das taxiert auf 1500 bis 2800 Euro zu erwerben ist.