Auktion in Berlin : Dürer und ein Dichterfürst in Lebensgröße
Fasziniert von der imposanten Erscheinung des seinerzeit hochberühmten Gerhart Hauptmann porträtierte der Berliner Secessionist Leo von König seinen Freund 1927 im schlichten Outfit eines Regenmantels. Im Rahmen der Versteigerungen alter und moderner Kunst bei Bassenge in Berlin soll das Dichterfürstenbildnis am 30. November 80.000 Euro erzielen. Eingebettet in die Sonderauktion „Erinnerungen an Wiesenstein“ überglänzt das Porträt an die siebzig marginalere Objekte aus dem Wohnsitz des Schriftstellers im schlesischen Agnetendorf. Seinen festen Platz hatte es dort bis 1946 im Frühstückszimmer, während Ludwig von Hofmanns rund drei Jahrzehnte früher entstandenes, figurales „Frühlingserwachen“ (Taxe 40.000 Euro) das Turmzimmer schmückte. Größte Aufmerksamkeit erregen dürfte das von Hauptmanns jüngstem Sohn Benvenuto betreute „Stammbuch“ mit Einträgen prominenter Gäste des Vaters, zu denen Max Liebermann, Walther Rathenau, Arthur Schnitzler und Alma Mahler-Werfel zählten (30.000).
Des Dichters Schreibtisch aus der Werkstatt des Wiener Ebenisten Joseph Ulrich Danhauser ist für 2500 Euro abrufbar. Auf seiner oberen Abstellfläche dürfte ein Bernstein aus dem Ostseeraum als Handschmeichler auf entspannte Phasen im Schaffensprozess gewartet haben (350).
Gegenentwürfe zum großbürgerlichen Ambiente Gerhard Hauptmanns entstanden in den Zwanzigerjahren in Weimar, wo der Bauhaus-Gründer Walter Gropius mit vier opulent gefüllten Graphikmappen die europäische Avantgarde als Unterstützer seiner Reformkunstschule auf den Plan rief. Das komplette Konvolut mit Einzelblättern von Paul Klee, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Michail Larionow und Marc Chagall steht für 240.000 Euro zum Verkauf. Als Toplos der Sektion Druckgraphik des 15. bis 19. Jahrhunderts empfiehlt sich Albrecht Dürers Kupferstich „Melencolia I“ aus dem Nachlass Bernhard Sprengels (80.000). Für teure 60.000 Euro zu ersteigern wäre eine Komposition „Ohne Titel“ des ohne Scheu Wassily Kandinskys bahnbrechende Abstraktionen imitierenden Rudolf Bauer.