Galerieausstellungen :
Land–Art unter Wasser

Von Georg Imdahl, Berlin
Lesezeit: 3 Min.
Europäisches, Animalisches und Urbanes: Drei Berliner Galerien zeigen das Tier in uns und große Bilder des Kontinents
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Zarte Farben, weiche Stoffe, diskrete Eingriffe. Pastellene Bäuschchen von Toilettenpapier sind, schüchtern auf weiter Flur, auf dem Fußboden verteilt. Blütenweiße Handtücher, sanft mit dem Inhalt von Badekugeln getränkt, liegen auf der Heizung aus – zum Anschauen wohlgemerkt, nicht zum Trocknen. Die riesigen Fenster der Galerieräume von Capitain Petzel an der Berliner Karl-Marx-Allee wiederum, für sich allein schon großartige Bilder der Wirklichkeit, hat die Malerin Karla Black mit Lippenstift gleichsam geküsst und die Farbe sodann mit den Händen verschmiert, auf dass der Blick nach draußen mit einem Farbhauch beseelt wird. An silbernen und goldenen Ketten hängen Glasmalereien von der Decke herab, sie antworten auf die Fenster. Jeweils zwei Scheiben sind an den Rändern mit farbigem Ton verklebt. Farbige Vaseline in wässrigen Nuancen bildet größere und kleinere Blasen, diese lassen den Prozess erahnen, in dem die Salbe aufgetragen und verrieben wurde. Ein so unerhört sensibles Neo-Rokoko muss man sich erst mal trauen, denn alles, was hier an Farbe und Form gesetzt ist, könnte allzu leicht kokett, als Attitüde überkommen. Die in Glasgow lebende Malerin steht damit in der Tradition eines elegischen Kollegen wie Cy Twombly, was sich dem Augenschein als ganz und gar autonom darbietet, hat durch die Kosmetika, die Karla Black als Farben dienen, immer auch einen feministischen Anklang (Preise ca. 5600 bis 28 000 Euro; bis zum 14. April).

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