Abu Dhabi Art :
Die Kunst in der Wüste

Ein Kommentar von Swantje Karich
Lesezeit: 2 Min.
Im festen Glauben an den Kulturaufschwung: Die Abu Dhabi Art ist eine edle Kunstmesse. Fünfzig internationale Aussteller zeigen in gediegenem Ambiente, dass es dort mehr gibt als Öl.
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Abu Dhabi ist der aktuelle Sehnsuchtsort global agierender Galeristen. Die Geschmäcker wechseln schnell, bis zur Wirtschaftskrise war der Nachbar Dubai angesagt. Dass Abu Dhabi nun für längere Zeit den Ton angeben wird, darüber sind sich hier alle einig: Das Erdöl des Scheichstaats reiche ja noch 130 Jahre. Zur dritten Kunstmesse „Abu Dhabi Art“ haben sich jetzt fünfzig, an einen Kulturaufschwung am Golf Gläubige aus den Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und anderen Ländern versammelt.

Die Deutschen scheinen noch skeptisch, nur zwei Galerien sind vertreten, Caprice Horn aus Berlin und Brigitte Schenk aus Köln. Zum ersten Mal veranstaltet die lokale Kulturbehörde „Tourism Development and Investment Company“ die Schau. Grund genug für die Organisation, die Messe im Luxushotel Emirates Palace unter tausend Swarovski-Leuchtern als eine Premiere zu feiern. Und sie ist es auch, in mancher Hinsicht: Denn von einem in den vergangenen zwei Jahren weiterentwickelten Markt zu sprechen, dessen Früchte jetzt zu ernten wären, ist zu hoch gegriffen.

Vom Jahr 2013 an mit Louvre und Guggenheim Museum

Die Teilnehmer sprechen immer noch von einer großen Zukunft, selten aber von einem Verkauf in der Gegenwart. Ausgelassen gefeiert wird also nicht. Die Stimmung hat etwas Gediegenes, zeugt aber von entspanntem Selbstbewusstsein. Es ist eine edle Messe geworden mit monumentalen skulpturalen Präsentationen. Galerien wie Gagosian, Shafrazi, Richard Gray und Acquavella aus New York, White Cube aus London, Hauser & Wirth aus Zürich/London oder Ropac aus Paris/Salzburg hat die Hoffnung auf eine neue Klientel angelockt.

Von 2013 an werden ja die Sammlungen der Ableger von Guggenheim Museum und Louvre wenige Kilometer entfernt auf der Insel Saadiyat glänzen. Das lokale Publikum zieht es jedoch noch eher in die arabischen Galerien. Am Stand der Hunar Gallery aus Dubai leuchten rote fliegende Pferdemähnen des Künstlers Hatar bin Laheij; das dekorative Gemälde ist für rund 10.000 Euro verkauft worden. Die Galerie Gmurzynska aus Sankt Moritz ist schon zum dritten Mal in Abu Dhabi; Mathias Rastorfer gibt freimütig zu, dass noch kein Markt existiere: „Im vergangenen Jahr war es schlimm wegen der Krise, aber Dubai ist wie Las Vegas und Abu Dhabi wie Washington. Der Scheich ist kein Spekulant. Es wird werden.“ Gmurzynska hat Robert Indianas „USA 666, The 6th American Dream“ von 1964/66 mitgebracht (für 2,5 Millionen Euro).

Es gilt also auch für Abu Dhabi: Wo Geld ist, kann viel entstehen, Lesungen und Diskussionen gehören als „Bildungsmaßnahmen“ dazu. Bis in vier Jahren, wenn nicht mehr nur flimmernde Wüste auf Saadiyat zu sehen sein wird, sondern ein belebtes Kulturzentrum, soll eine Sammlerschicht herangezogen werden. Der Wille ist da. Das Ziel ist abgesteckt: Abu Dhabi soll die „Kreuzung der modernen Kulturen“ werden. Eines ist es schon jetzt: ein Ort für Visionäre.

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