Reporterin in Grosnyj überfallen :
Verprügelt und mit dem Tode bedroht

Von Kerstin Holm
Lesezeit: 2 Min.
Die verletzte Journalistin Jelena Milaschina im Krankenhaus in Grosnyj.
In Tschetschenien werden eine Journalistin und ein Rechtsanwalt überfallen und schwer verletzt. Sie wollten über den Prozess gegen eine Frau berichten, gegen deren Familie Republikchef Kadyrow eine Fehde führt.

In Tschetschenien sind die Journalistin der „Nowaja gaseta“, Jelena Milaschina, und der Rechtsanwalt Alexander Nemow, von Maskierten über­fallen, mit der Pistole bedroht und ver­prügelt worden. Das Taxi, das mit der Kaukasus-Fachfrau Milaschina und Nemow vom Flughafen Grosnyj in die Stadt unterwegs war, wurde von Be­waffneten abgefangen, die den Fah­rer aus dem Fahrzeug warfen. Es habe sich um eine Gruppe von etwa einem Dutzend Männern in drei Autos gehandelt, berichtete Nemow. Sie hätten Milaschina und Nemow in einen Graben geschleppt, wo sie beide verprügelten und die Passwörter von ihren technischen Geräten verlangten. Milaschina rasierten sie die Haare ab und drohten ihr die Finger zu brechen. Nemow erhielt eine Messerwunde am Bein. Die die Männer hätten gedroht, beide zu erschießen und nahmen ihre Geräte mit.

Milaschina und Nemow waren auf dem Weg zur Urteilsverkündung ge­gen Sarema Mussajewa, der Mutter dreier Kritiker des tschetschenischen Republikchefs Ramsan Kadyrow, die wegen angeblicher betrügerischer Machenschaften und weil sie einen Polizisten angegriffen haben soll, zu fünfeinhalb Jahren Strafkolonie verurteilt wurde. Die 53 Jahre alte, diabeteskranke Mussajewa, die von Nemow verteidigt wird, war im Januar 2022 von tschetschenischen Polizisten aus ihrer Wohnung in Nischni Nowgorod entführt worden. Mussajewas Mann, der frühere Richter Saidi Jangulbajew, hat inzwischen Russland verlassen. Auch die Söhne des Paars leben heute außerhalb Russlands. Kadyrow hat die Familie Jangulbajew-Mussajewa zu Unterstützern des Terrorismus erklärt, die ins Gefängnis oder unter die Erde gehörten. Die Betrugsklage gegen Mussajewa stützte sich allein auf die Aussage der mehrfach vorbestraften Madina Asimowa, von der Mussajewa sagte, sie kenne sie nicht. Mussajewa beteuerte ihre Unschuld.

Nemow und Milaschina kamen zunächst in ein Krankenhaus in Grosnyj und wurden dann nach Beslan in Nordossetien gebracht. Laut Nemow hätten die Männer ihnen gesagt: „Haut ab, ihr seid gewarnt! Schreibt nichts!“ Sie sollten zu Hause bleiben und nicht versuchen, in Tschetschenien irgendjemanden zu verteidigen. Milaschina schreibt regelmäßig über Menschenrechtsverletzungen in Tsche­tschenien und war erst im Januar vorigen Jahres in Grosnyj überfallen worden. Danach verließ sie Russland vorübergehend. Nemow will Mussajewa weiterhin vertreten.

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