Relaunch beim „aufbau“ : Michel Friedman wird Herausgeber
Seit 90 Jahren gibt es den „aufbau“. Gegründet 1934 von jüdischen Exilanten in New York, war er ein „Licht in der Finsternis“, ein Forum für jüdisches Leben in den USA für die vor der Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland Geflohenen und nach dem Zweiten Weltkrieg Verbindungsglied zwischen den jüdischen Gemeinschaften in der Alten und der Neuen Welt. Jetzt erfährt die einstige Exilzeitung einen Relaunch und erhält einen neuen Herausgeber: Michel Friedman, Publizist, Professor an der Frankfurt School of Applied Sciences und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, übernimmt die Herausgeberschaft.
„Der ,aufbau‘“, sagt Friedman, sei „mehr als ein Magazin. Er ist ein intellektueller Leuchtturm, der die Werte von Freiheit, Gleichheit und Wahrheit verteidigt – besonders in einer Zeit, in der offene Gesellschaften weltweit unter Druck geraten.“ Für diesen „Leuchtturm“ wirkten in seinen Anfangsjahren Albert Einstein, Thomas Mann, Hannah Arendt, Max Brod, Martin Buber, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Heinrich Eduard Jacob, Ludwig Marcuse, Alfred Polgar, Curt Riess und Carl Zuckmayer. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs erreichte der wöchentlich erscheinende „aufbau“ mit rund 100.000 Exemplaren seine höchste Auflage.
Raum für Diskurs
Über die Jahrzehnte ging diese jedoch kontinuierlich zurück. Sie sank zur Jahrtausendwende auf eine vierstellige Zahl, eine neue, jüngere Leserschaft zu erreichen gelang dem „aufbau“ nicht, im März 2004 stellte der „aufbau“ sein Erscheinen ein. Ende des Jahres erstand er jedoch wieder auf, der Zürcher Verlag Jüdische Medien AG übernahm die Verlagsrechte und das Archiv des „aufbau“, Redaktionssitz ist seither nicht mehr New York, sondern Zürich.
Der „aufbau“ sei Raum für Diskurs, der gesellschaftliche Themen beleuchtet und die kulturellen Identitäten der jüdischen Gemeinschaft publizistisch spiegelt, sagt Chefredakteur Yves Kugelmann: „Wir wissen, woher wir kommen, und verhandeln, wohin wir gehen. Der ,aufbau‘ ist ein Kompass auf diesem Weg.“ In der heute erscheinenden ersten Ausgabe nach dem Relaunch schreiben Alice Brauner, Sibylle Berg, Anetta Kahane, Monica Strauss, Wolf Biermann, Ari Folman, Raphael Gross, Robert Menasse und Thomas Sparr.