Abhörskandal : „Sun“ zahlt an Harry
Die britische Boulevardzeitung „The Sun“ hat sich gegenüber Prinz Harry wegen illegaler Recherchemethoden entschuldigt und zahlt ihm dafür eine „substanzielle Entschädigung“. Zuvor hatte die Zeitung, die zum Medienkonzern von Rupert Murdoch gehört, noch jegliche illegale Aktivität bestritten. Das Eingeständnis – in einem außergerichtlichen Vergleich – ist eine radikale Kehrtwende. Wie der Anwalt von Prinz Harry, des jüngeren Sohns von König Charles, am Mittwoch dem High Court mitteilte, habe Murdochs Zeitungskonzern News Group Newspapers (NGN) eine „vollständige und uneingeschränkte Entschuldigung“ für ein „schwerwiegendes Eindringen“ in die Privatsphäre seines Mandanten ausgesprochen.
NGN entschuldigte sich schriftlich „für den dem Herzog zugefügten Kummer und den Schaden, der Beziehungen, Freundschaften und der Familie zugefügt wurde“. Zudem entschuldigte sich der Verlagskonzern bei dem Prinzen für die Behandlung seiner verstorbenen Mutter Diana, Prinzessin von Wales. Der 40-jährige Harry hatte beklagt, er sei in den Jahren 1996 bis 2011 bespitzelt und abgehört worden. NGN schrieb nun unbestimmt von „Vorfällen ungesetzlicher Aktivitäten“ von Privatdetektiven, die für die „Sun“ arbeiteten. Ob Telefone abgehört wurden, ließ der Verlag offen. Durch die außergerichtliche Einigung entgeht NGN einer detaillierten Prüfung und Zeugenbefragungen.
Murdochs Zeitung „News of the World“ hat schon vor Jahren illegales Hacken von Telefonen und Mailboxen zahlreicher Prominenter eingestanden. Die Aufarbeitung des Skandals kostete die News Group inzwischen mehr als eine Milliarde Pfund (1,2 Milliarden Euro) an Entschädigungen und Anwaltsrechnungen. Mehr als 1000 Personen sollen Schadenersatz bekommen haben. Die „News of the World“ wurde 2011 eingestellt. Jüngst einigte sich NGN mit 39 Prominenten auf Zahlungen. Harry hatte im vergangenen Jahr schon einen Sieg gegen das eher Labour-nahe Blatt „The Mirror“ errungen. Die Zeitung zahlte ihm für illegales Abhören 140.000 Pfund Entschädigung.