John Cale wird achtzig :
Sein Lärm ist stets mit Geräusch verbunden

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Mit Velvet Underground hätte er Cher beinahe in den Wahnsinn getrieben, als Solist ist er auf eine anschlussfähige Art anspruchsvoll: John Cale wird 80.
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Mit dem Widerstreit zwischen avantgardistischen Ambitionen und kommerziellen Bedürfnissen haben auch Rockmusiker zu tun. Auf manche wirkt er sich lähmend aus, andere beziehen daraus ihre Kreativität. Zu ihnen gehört zweifellos der Waliser John Cale. Seine erlesene klassische Ausbildung an Klavier und Viola hinderte ihn nicht daran, immer wieder in geradezu terroristischen Lärm auszubrechen. Er haute dermaßen in die Tasten, dass Aaron Copland, der ihn ans Eastman-Konservatorium in Massachusetts geholt hatte, sich schon um die institutseigenen Instrumente sorgte und ihn zu John Cage weiterziehen ließ.

Seine wichtigste Karriere-Station bleibt wahrscheinlich Velvet Underground. Zwar war in Andy Warhols Haus- und Hofkapelle, der er in deren eigentlich wichtiger Frühphase angehörte, Lou Reed der Hauptautor; aber Cale sorgte mit Piano-Attacken und Starkstrom-Viola dafür, dass der Satanismus, den sie auf Platte und vor allem auf der Bühne aufführten, noch in seinen wildesten Momenten eine profunde Musikalität spüren ließ. Insbesondere seine Streicherei veranlasste Cher zu der Bemerkung: „Dazu gibt es nur eine Alternative – Selbstmord.“

Angst als treuer Begleiter

Das seit 1970 mit durchweg prominenten Musikern (denen zum Beispiel von Garland Jeffreys oder Roxy Music) eingespielte Solowerk, von dem „Paris 1919“ das bekannteste sein dürfte, ist auf stringente Weise disparat und getragen von einer ungewöhnlich machtvoll-festen Intonation. Cale vermochte es dabei, seine prinzipielle Skepsis gegenüber Songstrukturen mit einem Bedürfnis nach Anschlussfähigkeit in der Balance zu halten. So brachte er neben Akademischem („Brahms“, „Graham Greene“), Ambient sowie späterer Film- und Ballettmusik auch ausgesprochen Süffiges hervor, Country, Music-Hall-Weisen und druckvoll durchgehämmerten, oft in Krach überführten Rock wie etwa das großartige „Fear Is a Man’s Best Friend“ (1974) von der fast gleichnamigen Platte, auf der das noch von Velvet Underground vertraute paranoide Grundgefühl wieder hervorbricht und die mit zwei weiteren, für Island Records aufgenommenen eine vergleichsweise kommerzielle Rock-Trilogie bildet.

Dass man in ihm auch einen Punk-Paten sieht, ist nicht abwegig. Cale betreute zum Beispiel die Stooges und Patti Smith. Mit acht spielte er für die BBC seine ersten eigenen Klavierkonzerte. Zu seinem Achtzigsten an diesen Mittwoch greift er womöglich auch in die Tasten.

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