Wellness-Getränk Tee :
Lebenshilfe in der Tasse

Ursula Scheer
Ein Kommentar von
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Wärmt den Magen, wärmt das Herz: Tee ist auch als Seelntröster gefragt.

Ganz schön abgebrüht: Dem Tee als Wellness-Getränk werden inzwischen schon fast magische Kräfte zugeschrieben. Was sagt das über uns?

Pfefferminze, Hagebutte und bei Unwohlsein Kamille, daneben für Nordlichter vielleicht noch eine Friesenmischung: Diese schlichte Teeauswahl gehört der Vergangenheit an. Wer heute im Supermarkt vor dem Regal mit Trockenware für Aufgussgetränke steht, wird gedanklich nicht mehr in Siebzigerjahreküchen oder Jugendherbergen von einst zurückgebeamt, sondern hinaus in stetig expandierende virtuelle Wellnessuniversen.

In der Antike sollen bekanntlich selbst die Briten, wie Asterix verbürgt, höchstens einen Tropfen Milch in ihr heißes Wasser gegeben habe. Viel später erst wurde Schwarztee zum Zaubertrank in ihrem Kolonialreich, während die Amerikaner mit dem Tee die Bindung ans Mutterland über Bord warfen und auf Kaffee als Muntermacher setzten. Eher leidenschaftslos blieb in Kontinentaleuropa lange das Verhältnis zum Tee, doch das begannen hierzulande vor etwa fünfzig Jahren Naturkost- und Teeläden zu ändern, mit allerlei Kräutermischungen.

Ein Aufguss für jede Lebenslage

Heute ist das Angebot derart unüberschaubar, dass es sich nur durch eine ebenso große Nachfrage nach Problemlösung mit drei bis acht Minuten Ziehzeit erklären lässt. Es gibt Tees zur Belebung und Beruhigung, für den Morgen und den Abend, für jede Jahreszeit, zum Fasten, Verdauen und Entgiften, für die Bronchien, die Haut und die Gelenke. Doch damit nicht genug, werden den Aufgüssen doch längst nicht mehr bloß physiologische, sondern ganzheitlich lebensverändernde Kräfte zugeschrieben. „Innere Harmonie“, „Klarer Geist“ und „Happy Mind“ sind beutelweise zu erwerben.

Als Achtsamkeitsübung wird die Teezubereitung begleitet von Yogatipps auf dem Karton und Kalendersprüchen auf den Etiketten. „Männertee“ und „Frauentee“ bringen einen Schuss Heteronormativität in die Tasse, ein anderer Kräutermix gibt sich als Äquivalent zu einem Ausflug in den Wald aus. „Ländertees“ begleiten schluckweise Gedankenreisen nach Ägypten, Brasilien oder Österreich. Wer will, greift gleich zum „Sprung ins Zauberland“ oder schlürft „Fühle den Wandel“.

Teezeremonien haben in Asien eine große Tradition; Tee ist gesund, kalorienfrei und sorgt für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt. Die junge Teevielfalt hierzulande aber lässt auf Heerscharen von Konsumenten schließen, die sich nach nichts so sehr sehnen wie nach ein bisschen Ruhe im Alltag, einem Augenblick der Selbstfürsorge, in dem sie mit kochendem Wasser und etwas hübsch Verpacktem hantieren. Eigentlich wären sie lieber anderswo oder wenigstens weniger erschöpft und unausgeglichen.

Die Wahrheit ist, dass ein Becher „Peace“-Tee keine Konflikte löst, aber schon die Idee eines solchen Getränks wärmt das Herz in einer kalten Welt. Aus solchen Sehnsüchten ein Geschäft zu machen, schadet nicht, ist aber auch ganz schön abgebrüht.

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