„Große Begeisterung“: Kunstbörse Artex startet später

Die in den Startlöchern stehende Kunstbörse „Art Exchange“, kurz Artex muss die Handelsaufnahme verschieben. Die Börse, an der Aktien von Gesellschaften gehandelt werden sollen, deren einziger Zweck der Besitz eines Kunstwerks ist, hatte Ende Mai mit dem Werk „Three Studies for Portrait of George Dyer“ von Francis Bacon das erste Objekt enthüllt, für das Eigentumsanteile notiert werden sollen. Ursprünglich sollte das Bookbuilding an diesem Mittwoch beginnen, die Notierungsaufnahme war für den 21. Juli geplant. Nunmehr heißt es vorsichtig, man strebe „einen Start im Frühherbst 2023 an“. Die „große Begeisterung über die Enthüllung in der Finanz- und Kunstwelt“ habe großes Interesse weiterer Finanzinstitute ausgelöst, die sich „nach möglichen Rollen bei künftigen Kunst-IPOs . . . erkundigten“, heißt es zur Begründung. Daher seien „weitere Gespräche mit relevanten Finanzinstituten erforderlich“, um den Erfolg des ersten und folgende Börsengänge sicherzustellen und weitere Banken und Broker einzubinden. Die geplante Preisfestsetzung im Frühherbst wird zudem von den Marktbedingungen abhängig gemacht. Einen überarbeiteten Zeitplan will Artex zu gegebener Zeit bekanntgeben und dann auch weitere Details zum Zeichnungsprozess für Privatanleger veröffentlichen. Es ist nicht die erste Verzögerung beim Start der Kunstbörse. Ursprünglich war der Start noch für das erste Quartal dieses Jahres vorgesehen. Nicht mehr mit dabei ist auch ein prominenter Name. So hatte Artex unter anderem den Vorstandsvorsitzenden der italienischen Bank Unicredit, Andrea Orcel, als mögliches Mitglied des Aufsichtsrats präsentiert. Dessen Name ist mittlerweile von den Internetseiten verschwunden. Der Handel an der Artex soll auf die Weise funktionieren, dass die Zweckgesellschaften Kunstwerke erwerben und deren Anteile dann auf dem Weg eines klassischen Börsengangs platziert werden, den qualifizierte Investoren garantierten sollen. Um zu vermeiden, dass Kunstbesitzer ihren persönlichen Besitz über einen geringen Streubesitz alimentieren und die Aktionäre keinen Zugriff auf das Werk haben, muss der Streubesitz mindestens 70 Prozent betragen. Zudem soll kein Anteilseigner mehr als 10 Prozent besitzen dürfen. Zwölf Kunstwerke will sich die Artex schon gesichert haben, generell sollen diese von hoher Qualität sein: Kunst-Blue-Chips der größten Meister aller Zeiten, von der Renaissance über die Moderne bis hin zur Gegenwart mit einem Mindestwert von 70 Millionen Euro. Sechs bis sieben Kunstwerke sollten in diesem Jahr noch in den Handel kommen, im folgenden Jahr 18 bis 20, insgesamt in den kommenden Quartalen Kunstwerke im Wert von mehr als 1 Milliarde Euro. Als Fernziel war ein Kunstwerk jede Woche ausgegeben. Das Nahziel von sechs bis sieben Kunstwerken im Jahr 2023 dürfte nach der Verschiebung indes kaum noch zu halten sein und ob sich die Prognose für 2024 halten lässt, muss sich jetzt erst noch zeigen. Auch wenn man zunächst als Klientel vermögende Anleger im Auge hat, hofft man, Kunst als Anlageklasse in der Breite zu etablieren. Daher sollen die Kunstaktien einen Nennwert von 100 Euro haben.