Nach dem Wirbelsturm : Betroffene auf Mayotte machen Emmanuel Macron schwere Vorwürfe
Der französische Präsident Emmanuel Macron ist bei seinem Besuch auf der verwüsteten Inselgruppe Mayotte am Donnerstag mit schweren Vorwürfen zu den schleppenden Rettungsarbeiten konfrontiert worden. Der Archipel im Indischen Ozean ist das 101. Departement Frankreichs und wurde am Wochenende vom tropischen Wirbelsturm Chido verwüstet.
Die unabhängige Abgeordnete Estelle Youssoufa hielt dem Präsidenten vor, der Staat habe bislang bei der Hilfe versagt: „Menschen, größtenteils illegale Einwanderer, sind noch unter den Trümmern der Elendsviertel begraben.“ Sie beklagte, dass noch keine Rettungskräfte in die Slums geschickt worden seien, die dem Erdboden gleichgemacht wurden. „Die Körper verwesen, man kann riechen, wie die Gerüche aufsteigen“, sagte sie. Die Leichen seien weiterhin verschüttet. „Das sind Massengräber unter freiem Himmel“, so die Abgeordnete.
Der Präfekt von Mayotte, François-Xavier Bieuville, bestätigte die Darstellung. Aus „Gründen der Dringlichkeit“ seien die Rettungskräfte noch nicht auf die Anhöhen der Hauptstadt vorgedrungen, wo die Elendsviertel angesiedelt waren.
„Wir werden zusammen wieder aufstehen“, schrieb Macron nach seiner Ankunft auf der Insel vor der Südostküste Afrikas am Donnerstag im Onlinedienst X. Macron will sich vor Ort ein Bild der Zerstörung machen, die Chido angerichtet hat.
Mindestens 31 Menschen wurden getötet
Nach Angaben des französischen Innenministeriums wurden durch den Wirbelsturm am Wochenende mindestens 31 Menschen getötet und 45 schwer verletzt. Regierungsvertreter nehmen aber an, dass diese Zahlen noch steigen werden. Einige Schätzungen gehen von Hunderten oder gar Tausenden Toten aus.
Macrons Flugzeug hatte auch vier Tonnen Lebensmittel und medizinisches Material an Bord. Nach einem Flug über das Katastrophengebiet besuchte der Präsident das Krankenhaus in der Hauptstadt Mamoudzou. Krankenschwestern klagten darüber, dass es an Trinkwasser fehle, dass sich die Patienten im Stich gelassen fühlten.
Der Präsident, der sich ein auf Mayotte traditionelles Tuch um den Hals gebunden hatte, versicherte, dass das „Wassernetz wiederhergestellt wird“. Dazu müsse man „die Stromkapazitäten wiederherstellen“, was „mehrere Tage dauern“ werde. „Es muss so schnell wie möglich gehen, um die Elektrizität überall und insbesondere in den Wasserwerken wiederherzustellen, das ist der Schlüssel“, sagte der Staatschef. Auch die Reparatur des Telefonnetzes solle beschleunigt werden.
Mitreisende Journalisten berichteten, dass Macron wiederholt ausgebuht und von Schaulustigen angebrüllt wurde. Nach sechs Tagen sei die Hilfe noch immer unzureichend.