Duisburg : Rocker und Clan-Mitglieder nach brutaler Konfrontation festgenommen

Nach einer Auseinandersetzung mit Schusswaffen sind in Duisburg 15 Personen verhaftet worden. Die Festgenommenen gehören der Rockerbande Hells Angels und einer polizeibekannten türkischen Großfamilie an. Der nordrhein-westfälische Innenminister spricht von schockierenden Bildern.
Es war kurz vor 21 Uhr am Mittwochabend, als am Hamborner Altmarkt in Duisburg plötzlich mehr als zwei Dutzend Schüsse fielen. Auf Handyvideos ist zu sehen, wie eine Menschenmenge auf den Eingang eines Imbisses zuläuft, dort Scheiben eingeschlagen werden, wie Passanten versuchen, sich hinter Autos in Sicherheit zu bringen. Schreie und Rufe sind zu hören. Rund 100 junge Männer waren an dem verstörenden Geschehen beteiligt, vier von ihnen wurden schwer verletzt.
Warum es zu der brutalen Konfrontation kam, war auch am Donnerstag nicht abschließend geklärt. „Was wir bestätigen können, ist, dass sowohl Rocker als auch Clanangehörige beteiligt waren“, sagte der Duisburger Polizeipräsident Alexander Dierselhuis. Die 15 Personen, die am Mittwochabend von rasch zusammengezogenen Polizisten festgenommen wurden, sind alle entweder der Rockergruppe „Hells Angels“ oder einer schon seit Langem polizeibekannten türkisch-libanesischen Großfamilie zuzuordnen. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll es zu der Eskalation gekommen sein, weil die Duisburger „Hells Angels“ vor Kurzem ein Mitglied dieses türkischlibanesischen Familienclans aus ihren Reihen ausgeschlossen haben.
Schon seit einiger Zeit beobachten die Sicherheitsbehörden, dass sich das Rocker- und das kriminelle Clan-Milieu vielerorts überschneiden. In Bremen führte ein Mitglied des Miri-Clans sogar zeitweise einen Rockerklub, um ihn gezielt für illegale Geschäfte einsetzen zu können. In Duisburg war die Polizei in den vergangenen Jahren sowohl im Kampf gegen Rocker als auch gegen kriminelle Clans sehr erfolgreich. „Vorfälle dieser Art, dieser Intensität hat es lange nicht gegeben“, sagte der Duisburger Polizeipräsident. Er rechnet nicht mit einer weiteren oder gar dauerhaften Eskalation. „Die Gewalt so auf die Straße zu tragen ist für die organisierte Kriminalität geschäftsschädigend.“
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von schockierenden Bildern. Der Vorfall zeige, wie wichtig es sei, bei dem Problem am Ball zu bleiben. „Clan-Kriminalität ist keine PR-Erfindung, sondern ein Riesenproblem, das die Menschen besonders im Ruhrgebiet in Angst und Schrecken versetzt.“ In seiner Amtszeit seien mehr als zehn Millionen Euro an Clan-Vermögen abgeschöpft, mehr als 170 Haftbefehle gegen Clankriminelle erwirkt worden. „Ich bin der festen Überzeugung: Wenn wir nicht so hart durchgegriffen hätten, dann gäbe es solche Szenen wie in Duisburg öfter.“