Ermittlungserfolg in Bochum : Schlag gegen Drogenbande mit Clanbezug

Sie sollen von Bochum aus Kokain aus Brasilien in ganz Deutschland verkauft haben: Ermittler haben neun Männer festgenommen, denen auch vorgeworfen wird, Clan-Strukturen für ihre kriminellen Geschäfte genutzt zu haben.
Im Kampf gegen den international organisierten Drogenhandel ist Bochumer Ermittlern am Dienstag ein wichtiger Schlag gelungen. In mehreren Städten in Bremen, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg stellten mehr als 500 Beamte Bargeld in sechsstelliger Höhe, hochwertigen Schmuck, Goldbarren, Waffen sowie Mobiltelefone und diverse andere Datenspeicher sicher. Die Täter sollen unter anderem Strukturen eines arabischstämmigen Clans für ihre kriminellen Geschäfte genutzt haben.
Das von ihnen vertriebene Kokain stammte aus Brasilien und soll über Bochum in ganz Deutschland veräußert worden sein – „auch unter Nutzung familiärer Strukturen“, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung der Bochumer Polizei und der Staatsanwaltschaft hieß. In der Sache liefen seit Juni 2019 aufwendige Ermittlungen gegen neun Männer im Alter zwischen 21 und 51 Jahren. Die Haftbefehle gegen sie konnten am Dienstag vollstreckt werden. Das Ruhrgebiet zählt neben Bremen und Berlin zu den Hochburgen krimineller Familien-Clans.
Aus dem Mitte August vorgestellten Lagebild Clan-Kriminalität des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts (LKA) geht hervor, dass von den insgesamt 73 im vergangenen Jahr vom LKA erfassten Ermittlungsverfahren zur Organisierten Kriminalität (OK) 15 von türkisch-arabischstämmigen Clan-Familien dominiert waren. Den Schwerpunkt der Clan-OK bildet laut Lagebild wiederum die Rauschgiftkriminalität. So spielten Clans etwa auf dem Dortmunder Drogenmarkt bisher eine entscheidende Rolle, handelten mit Kokain, Heroin und Marihuana „im Kilobereich“, wie es im aktuellen Lagebild heißt.
Aus dem Lagebild geht auch hervor, wie das Vertriebssystem organisiert ist. Demnach nutzen die Clans über Strohleute betriebene Shisha-Bars und Gaststätten als Drogenbunker und Treffpunkte für Absprachen. „Die kriminellen Gewinne wurden in hochwertige Fahrzeuge und Immobilien investiert und zum Teil in die Türkei und den Libanon transferiert. Außerdem nutzten die Täter Sportwetten, um die Drogengelder zu waschen.“ Wie in Dortmund seien Angehörige der beteiligten Clan-Familien an allen Teilen des Drogengeschäfts über die gesamte Lieferkette von den Niederlanden und Belgien bis nach Berlin beteiligt, heißt es im aktuellen Lagebild. Sie organisierten den Einfuhrschmuggel, würden neue Drogenkuriere anwerben und versorgten sowohl Großabnehmer in verschiedenen Ruhrgebietsstädten also auch sogenannte Läufer, welche die Ware an Endkunden verkaufen.