Reizthema Anbindung: Haltestelle Lorbach-Herrnhaag bei Büdingen

FAZ+Stadt oder Dorf? :
Landidylle mit Streifen

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Einen Schönheitsfehler hatte die neue Stelle des Kölners, sie war in Ludwigshafen, ein Umzug war alternativlos. Die Söhne waren klein, brauchten Auslauf, die Familie beschloss, in ein Pfälzer Weindorf zu ziehen – und zu pendeln. Dort leben die Eltern noch heute, die Jungs studieren weit weg. Der Wille, sich ins Dorf zu integrieren, war groß. Doch schon im Kindergarten spürten sie: Das sind Alteingesessene, wir sind Zugezogene. Der 59 Jahre alte IT-Manager ist desillusioniert: „Man ist freundlich zueinander, aber beim Grillen lieber unter sich, damit es gemütlich bleibt. Es gibt subtile Codes, familiäre, traditionelle Verflechtungen, auch unsere Sprachfärbung wird uns immer unterscheiden.“ Im Ortsbeirat pralle arrogante Weltläufigkeit auf pragmatische Lokalpolitik. Daran und an die Pendelei hat er sich gewöhnt. Die wirklich engen Freunde leben woanders, im Dorf ist sein engster Kumpel ein Vietnamese. Der Bielefelder Psychologieprofessor Tim Hagemann nennt das „soziale Wirklichkeiten auf dem Land, die man außen nicht erfassen kann, Mentalitäten, die durchschlagen, und ein gewisser Druck zu sozialer Konformität, dem man sich nicht entziehen kann“.

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