Kosellecks Zettelwissenschaft : Gerechtigkeit ist kein Vergnügen

Eine Tagung im Deutschen Literaturarchiv Marbach räumt den Verdacht aus der Welt, dass die „Geschichtlichen Grundbegriffe“ von Reinhart Koselleck nur ein Produkt der Bonner Republik gewesen sein könnten.
La Paloma“, „Montan-Union“, „Sonne von St. Felix“. So hießen einige der Zigarrensorten, die von der Schwetzinger Firma August Neuhaus & Cie. vertrieben wurden. „Auch der Jugend ist Zigarre oder Zigarillo ein selbstverständlicher Begleiter.“ So steht es in einer Broschüre, die das Unternehmen im Jahr 1961 anlässlich seines fünfundsiebzigjährigen Bestehens publizieren ließ. Hinter ihm lag eine Geschichte, die weit weniger wechselhaft verlaufen war, als die unruhigen politischen Zeiten zwischen Kaiserreich und Bonner Republik nahelegen könnten. Sicherlich, es hatte Kriegsschäden gegeben. Wahrscheinlich profitierte man zwischenzeitlich auch, wie Frank-Uwe Betz zeigen konnte, von Zwangsarbeit. Aber nach der Bombardierung der Stammfabrik und der Sicherung der Produktionsmittel „vor fremdem Zugriff“ bei Kriegsende kamen, wie in der Broschüre stolz vermerkt wurde, schon Ende Mai 1945 „wieder die ersten Zigarren aus den Filialen“. Geschlossen wurde die Schwetzinger Betriebsstätte erst 1986, als eine neue Generation von Konsumenten sich tatsächlich schon längst anderen Genussmitteln verschrieben hatte.