FAZ+Stanišićs Schul-Experiment :
Ja nicht auffallen beim Abituraufsatz

Lesezeit: 4 Min.
Schrieb einen Abituraufsatz über seinen eigenen Roman: Saša Stanišić
Saša Stanišićs Experiment beim Deutschabitur 2019 hat eine der sonderbarsten Textsorten der Gegenwartsliteratur hervorgebracht. In Zeiten von ChatGPT hält es eine wichtige Lehre für den Deutschunterricht bereit.
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Die von Saša Stanišić im Jahr 2019 beim Deutschabitur in Hamburg niedergeschriebene Klausur über einen Vergleich von Fontanes „Cécile“ mit seinem eigenen zweiten Roman, „Vor dem Fest“, gehört zu den sonderbarsten Textformen der deutschen Gegenwartsliteratur. Schon die Herstellungsbedingungen des dann 2022 in der „Zeitschrift für Germanistik“ abgedruckten Textkonglomerats sind ungewöhnlich: Ein Autor mit nicht ganz eindeutiger Motivation analysiert und interpretiert fünf Stunden lang, bis sein Arm „höllisch weh“ tut, wie er später auf Twitter schreibt, auf 22 Seiten zwei Romanszenen und verfertigt, in Erfüllung des dritten kreativen Teils der Aufgabenstellung, eine neue dazu. Dabei benutzt er, um das Schreibexperiment zu schützen, in das die korrigierende Lehrerin nicht eingeweiht ist, ein Pseudonym – Elisabeth von Bruck –, welches eher in die Welt Fontanes als in die seine verweist und eine weibliche Autorenschaft vorgibt.

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