Charles III. in Australien : Indigene fordern eine Entschuldigung

Der Besuch des Königpaars in Canberra wird von Protest begleitet. Die Senatorin, die laut das Schicksal der Ureinwohner beklagt, spricht vielen aus der Seele.
König Charles III. war gerade dabei, sich vom Pult im Parlament von Canberra auf den Stuhl neben seiner Frau Camilla zurückzubegeben, als sich eine laute Stimme im Saal erhob. „Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!“, rief die Senatorin Lidia Thorpe dem 75 Jahre alten Monarchen entgegen. Auf den Videos des Vorfalls, der sich kurz nach einer Rede des Königs ereignet hatte, ist dann zu sehen, wie die Politikerin von Sicherheitsleuten aus dem Saal gedrängt wird. Dabei hört sie nicht auf, dem König Dinge an den Kopf zu werfen. „Geben Sie uns unser Land zurück, geben Sie uns zurück, was Sie unserem Volk gestohlen haben!“, ruft sie. Dann wirft sie ihm noch die indirekte Verantwortung für einen „Völkermord“ vor.
Es dauert nicht lange, bis der Vorfall in zahlreichen Medien wiedergegeben wird. In manchen Berichten ist gar von einem „Eklat“ die Rede. Auch auf die Person der protestierenden, parteiunabhängigen Senatorin wird verwiesen, die nicht nur indigener Herkunft, sondern auch für ihre kontroversen Auftritte bekannt ist.
Allerdings gab die streitbare ehemalige Grünen-Politikerin wohl auch einem Gefühl Ausdruck, das bei vielen indigenen Australiern mit dem ersten Besuch von Charles und Camilla seit der Krönung in der ehemaligen britischen Kolonie – als deren Staatsoberhaupt der König bis heute fungiert – verbunden ist. Für sie steht die britische Krone für eine Historie der Eroberung, des Leids und der Verdrängung.
„Eine Entschuldigung wäre schön“
Während das Königspaar in Canberra und zuvor in Sydney mit dem üblichen Jubel begrüßt worden war, hatte es am Rand auch immer wieder Proteste gegeben. Wie die Senatorin Thorpe fordern viele indigene Australier eine Entschuldigung der britischen Krone für die Taten an den Aborigines, wie sie die australische Regierung bereits im Jahr 2008 ausgesprochen hatte.
Am Montag war dieser Wunsch auch ein Thema bei der indigenen Rauchzeremonie gewesen, mit der das Königspaar in Canberra willkommen geheißen worden war. „Ich denke, eine Entschuldigung wäre schön“, hatte eine Teilnehmerin der Zeremonie dem Königspaar dem Sender „Sky News“ zufolge gesagt.
Im Vergleich zu dem lauten Protest der Senatorin hatten sich die Mitglieder der Regierung, die selbst eigentlich die Loslösung Australiens von der Monarchie wünschen, höflich zurückgehalten. Darunter war auch der Ministerpräsident Anthony Albanese, der seine ursprünglichen Pläne zu den Akten gelegt hat, ein Referendum über die Einführung der Republik abzuhalten. In seiner Willkommensrede dankte Albanese „seiner Majestät“ für seinen Einsatz für den Umwelt- und Klimaschutz und seinem „tiefen und beständigen Interesse an der Versöhnung“ mit den Indigenen.
Der Chef der konservativen Opposition, Peter Dutton, machte sich in seiner Rede dagegen darüber lustig, wie sich diese Politiker für den König herausgeputzt hätten. „Die Leute haben sich die Haare schneiden lassen, die Schuhe geputzt, die Anzüge gebügelt“, sagte Dutton, „und das sind nur die Republikaner.“