COP28: Warum Saudi-Arabien das Ende von Öl- und Erdgas ablehnt

Die Teilnehmer der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Dubai haben sich noch nicht auf den künftigen Umgang mit Öl, Gas und Kohle einigen können. Am Dienstag wurde der Entwurf eines Beschlusses zur sogenannten globalen Bestandsaufnahme (Global Stocktake) bekannt, der das traditionelle Abschlussdokument (Mantelentscheidung) ersetzen könnte. Darin wird die Haltung zu fossilen Brennstoffen vorerst offengelassen, die Textvarianten reichen von der Nichterwähnung der Energieträger bis zur Formulierung, es müsse einen „geordneten und gerechten Rückzug“ daraus geben. Eine Kompromissvariante regt an, „die Anstrengungen für einen Ausstieg aus fossilen Energien zu beschleunigen – sofern es keine Vorrichtungen für die Abscheidung der Emissionen gibt – sowie die Nutzung so rasch zu verringern, dass sich die CO2-Neutralität im Energiesystem bis zur Jahrhundertmitte erreichen lässt“. Klimaschützer zeigten sich unzufrieden, begrüßten aber, dass der „Ausstieg“ („Phase Out“) immerhin als Option vorkomme und dass nicht mehr nur vom „Herunterfahren“ („Phase Down“) die Rede sei. Diese schwächere Formulierung hatten vor zwei Jahren China und Indien auf der Klimakonferenz in Glasgow für den Rückzug aus der Kohle durchgesetzt. Ein Veto aus Saudi-Arabien Das Dokument enthält auch Vorschläge zur Verdreifachung der erneuerbaren Energien und zur Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030. Auch hierbei ist ein Konsens aller Verhandlungsparteien noch nicht sicher. Die Vorschläge sind aber weniger umstritten als der Umgang mit fossilen Energien. Vertragsstaaten wie Deutschland und die EU wollen die Ausstiegsperspektive festschreiben, Förderländer wie Saudi-Arabien sind strikt dagegen. Die deutsche Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan unterstützte in Dubai abermals den fossilen Ausstieg: „Das Ende des fossilen Zeitalters muss hier auf der COP greifbar werden“, forderte sie. Riad hingegen erklärte am Dienstag, man werde solche Forderungen der Klimakonferenz „absolut nicht“ mittragen. Für Beschlüsse der Klimakonferenz ist Einmütigkeit einschließlich möglicher Enthaltungen nötig. Als eine große Hoffnung zur Dekarbonisierung der Wirtschaft gilt in Dubai klimaschonend hergestellter Wasserstoff. Er soll als Ersatz für Erdgas zum Einsatz kommen, etwa in der Stahl- oder Zementindustrie. Wasserstoff könnte zudem im Schiffs- und Schwerlastverkehr eingesetzt werden. Um die internationale Zusammenarbeit sowie den Handel zu erleichtern und zugleich einheitliche Regeln zu setzen, haben am Dienstag in Dubai 35 Regierungen eine Erklärung zur Wasserstoffkooperation unterschrieben. Darin heißt es, man wolle dadurch zum Klimaschutz beitragen, den Umbau der Energiesysteme beschleunigen, die Versorgungssicherheit garantieren und eine „grüne Industrialisierung“ befördern. Die Initiative ging von Deutschland, Japan, Namibia sowie den Gastgebern aus, den Vereinigten Arabischen Emiraten. Neben diese Staaten haben auch viele EU-Länder unterschrieben, des Weiteren die Vereinigten Staaten, Indien, Brasilien, Nigeria und auch Saudi-Arabien. Das Ziel der Deklaration ist es, „den Weg zu einem globalen Markt für Wasserstoff“ zu ebnen. Die Vereinbarung lässt nicht nur grünen, aus Ökostrom hergestellten Wasserstoff zu, sondern auch blauen aus Erdgas, sofern das anfallende CO2 gespeichert wird. Die Zusammenarbeit besteht zunächst darin, zulässige Wasserstoffformen zu definieren sowie Standards und Normen samt deren Zertifizierung zu erarbeiten, die alle untereinander anerkennen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Stefan Wenzel (Grüne) sagte in Dubai, für Deutschland seien die Allianz und der Handel wichtig, da es künftig zwei Drittel des Wasserstoffs importieren werde. Wenzel vertritt dort Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, den der Bundeskanzler wegen der Haushaltsverhandlungen in Berlin zu bleiben gebeten hatte.