Ukrainische Orthodoxe Kirche :
Priester wollen klaren Bruch mit Kyrill

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Der Zerstörung trotzen: Gläubige bei einem Gottesdienst vor der Verklärungskathedrale in Odessa
Nach dem Angriff auf die Kathedrale in Odessa ist die Ukrainische Orthodoxe Kirche in Aufruhr. Mehr als 350 Priestern reicht die bisherige Unabhängigkeitserklärung vom Moskauer Patriarchat nicht aus.

Wenige Tage, nachdem in die Verklärungskathedrale in Odessa eine russische Rakete einschlug, konnte ihr Dach instandgesetzt werden. Doch die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), zu der das Gotteshaus gehört, kommt seit dem Angriff in der Nacht auf Sonntag nicht zur Ruhe. Die Kathedrale wurde 2010 vom Moskauer Patriarchen Kyrill geweiht, von dessen Russischer Orthodoxer Kirche die UOK sich erst im Mai vorigen Jahres für „eigenständig“ und „unabhängig“ erklärte.

Weil Kyrill den russischen Angriffskrieg unterstützt, fordern Teile der UOK einen noch deutlicheren Bruch mit der russischen Orthodoxie. Mehr als 350 Priester haben seit Sonntag einen offenen Brief an das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij, unterzeichnet. Sie verlangen die sofortige Einberufung eines neuen Landeskonzils. Die Erklärung der „Eigenständigkeit“ und „Unabhängigkeit“ auf dem Konzil vom Mai 2022 sei halbherzig gewesen. Sie schreiben: „Es gab keinen wirklichen Bruch mit der Russischen Orthodoxen Kirche. Unter diesen Umständen hätten sich die staatlichen Behörden daran gemacht, „die UOK zu liquidieren“.

Treffen mit Metropolit fand nicht statt

Die Unterzeichner spielen damit auf den Druck an, den die Kiewer Behörden derzeit auf die UOK ausüben. So kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vergangene Woche baldige „Neuigkeiten“ mit Blick auf die von ihm propagierte „spirituelle Unabhängigkeit“ der Ukraine an. Mit Blick auch auf die gesellschaftliche Stimmung kämpft die UOK, die weiter über die meisten Priester, Gemeinden und Gotteshäuser in der Ukraine verfügt, um ihre Existenz. Zwei Drittel der Ukrainer sprechen sich laut einer Umfrage mittlerweile für ihr Verbot aus.

Einen schärferen Ton als die Kirchenleitung schlagen die Unterzeichner insbesondere gegen den Moskauer Patriarchen an. Die „satanische Aggression“ gegen die Ukraine werde von der „gesamten Russischen Orthodoxen Kirche“ und „persönlich durch ihr Oberhaupt“ unterstützt, erklären sie. Auch Viktor Arzys­kyj, der UOK-Vikarbischof von Odessa, wandte sich wütend an Kyrill: „Ihre Bischöfe und Priester weihen und segnen die Panzer und Raketen, die unsere friedlichen Städte bombardieren“. Das UOK-Oberhaupt Onufrij drückte nach dem Angriff seine „tiefe Traurigkeit“ aus, erwähnte die russische Kirche und ihren Patriarchen allerdings nicht.

Mit dem von ihnen kritisierten Metropoliten sprechen konnten die Verfasser des offenen Briefes bisher nicht. Ein geplantes Treffen mit Onufrij habe nicht stattgefunden, berichtete ein Unterzeichner am Donnerstag auf Telegram. Nur ein Würdenträger aus dessen Umfeld habe die Priester empfangen – und versprochen, ein Treffen in der Zukunft zu arrangieren.

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