Krieg in der Ukraine :
Moskau wirft Kiew Angriff auf Krim-Brücke vor

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Ein am Donnerstag auf Telegram veröffentlichtes Bild soll ein Loch in der Tschonhar-Brücke zeigen.
Das russische Militär soll die Tschonhar-Brücke nutzen, um Nachschub von der Krim an die Front zu bringen. Nun meldet Moskau, die Brücke sei mit einem Marschflugkörper attackiert worden. Eine Reparatur könnte Wochen dauern.

Eine der wenigen Brücken zwischen der von Russland annektierten Halbinsel Krim und dem russisch besetzten Teil der Region Cherson im Süden der Ukraine ist nach Angaben Moskaus bei einem ukrainischen Angriff beschädigt worden. Verletzt worden sei niemand, schrieb der Besatzungschef von Cherson, Wladimir Saldo, am Donnerstagmorgen auf Telegram. Später tauchten auf Telegram Fotos auf, auf denen die beschädigte Tschonhar-Brücke zu sehen sein soll. Große Löcher im Straßenbelag sind sichtbar, verbogene Eisenstangen ragen hervor. Die Reparatur der Brücke werde mehrere Wochen dauern, schätzte ein von Russland entsandter Mitarbeiter des Verkehrsministeriums der Nachrichtenagentur RIA zufolge.

Saldo behauptet, die Ukrainer hätten den britischen Marschflugkörper Storm Shadow für den Angriff verwendet. Unabhängig überprüfen ließen sich seine An­gaben nicht. Aus Kiew gab es zunächst keine Stellungnahme. Ukrainischen Medien zufolge nutzt das russische Militär die Brücke, um Nachschub von der Krim an die Front im Süden der Ukraine zu transportieren. Die Halbinsel ist zudem über die Brücke von Kertsch mit dem russischen Festland verbunden. Sie war im Herbst bei einem Angriff beschädigt worden.

Der Angriff könnte ein Teil der seit zwei Wochen laufenden Gegenoffensive Kiews sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte am Mittwochabend in seiner täglichen Video­ansprache die Fortschritte an der Front. „Im Süden sind wir in der Vorwärtsbewegung.“ Es gebe zwar schwere Kämpfe, doch überall werde der Feind „vernichtet“.

Kurz zuvor hatte Selenskyj in einem Interview mit der BBC gesagt, dass die Offensive „langsamer als gewünscht“ vorankomme. Offiziell sind schon acht Dörfer befreit worden. Außerdem bestätigte der ukrainische Militärgeheimdienst HUR Berichte über einen russischen Raketenschlag gegen seine Zentrale. Die An­griffe hätten Ende Mai stattgefunden, aber „weder das gewünschte noch das verkündete Ziel erreicht“, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Über den Raketenschlag hatte unter anderem Russlands Präsident Wladimir Putin berichtet.

Am Donnerstag wandte sich Selenskyj in einer weiteren Videoansprache an die Ukrainer. Er habe soeben den Bericht des Geheimdienstes und des ukrainischen Sicherheitsdienstes erhalten. Dem­nach bereite Russland einen Terroranschlag auf das Kernkraftwerk Saporischschja vor. „Leider musste ich einmal mehr daran erinnert werden, dass Strahlung keine Staatsgrenzen kennt und nur die Windrichtung entscheidet, wen sie trifft“, sagte Selenskyj. Man werde die Informationen mit der gesamten Welt teilen. „Es darf nirgendwo zu Terroranschlägen auf Atomkraftwerke kommen.“ Am Samstag wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine genau 16 Monate andauern.

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