Hohenzollern-Verzicht :
Preußen ist größer als die Familie

Reinhard Müller
Ein Kommentar von Reinhard Müller
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Damals wusste noch ­niemand etwas vom „Tag von Potsdam“:  Die ­Garnisonskirche auf einem 1827 entstandenen Ölgemälde von  Carl ­Hasenpflug.
Der nun verkündete Verzicht des Familienoberhaupts auf An­sprüche, von denen gar nicht sicher ist, ob sie bestehen, könnte tatsächlich ausnüchternd wirken.
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Der Hohenzollern-Streit hatte schon immer etwas Bizarres. Zum einen verträgt sich ein ererbter und nicht aufgegebener Herrscheranspruch nicht mit kleinlichen Klagen und unterwürfigen Vergleichsverhandlungen. Zum anderen galt Preußen wieder einmal als Hort allen Übels.

Der nun verkündete Verzicht des Familienoberhaupts auf An­sprüche, von denen gar nicht sicher ist, ob sie bestehen, könnte tatsächlich ausnüchternd wirken. Die Öffentlichkeitsarbeit Georg Friedrich von Preußens war ein Debakel – und was ist Monarchie anderes als Öffentlichkeitsarbeit.

Vielfältige Wurzeln

Nun nimmt die Familie Abstand von einem Verfahren, das – treibt man es bis vor das Bundesverfassungsgericht und den Menschenrechtsgerichtshof – leicht länger als eine Dekade hätte dauern können und dessen Erfolgsaussichten nie besonders gut waren.

Nun kann man sich wieder Preußen zuwenden, das in jeder Hinsicht wesentlich größer ist als die Familie gleichen Namens. Hier geht es nicht nur um ein Land, von dem die Alliierten erklärten, es habe aufgehört zu bestehen. Es geht um eine Idee, die weder verboten werden kann noch verboten werden sollte. Das oft übertriebene politische Großreinemachen in der deutschen Geschichte kann nicht die vielfältigen preußischen Wurzeln und Blüten verleugnen, die sich heute noch in Staat und Gesellschaft finden. Auch diese Art gilt es zu schützen.

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