Trotz Erwerbsarbeit :
Stiftung: Alleinerziehende Mütter besonders von Armut bedroht

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Vor allem ausbleibende Unterhaltszahlungen bedeuten ein Armutsrisiko für alleinerziehende Mütter und Väter (Symbolbild).
Vier von zehn Alleinerziehenden in Deutschland sind laut einer aktuellen Datenauswertung armutsgefährdet – obwohl die meisten von ihnen arbeiten gehen. Frauen sind besonders stark betroffen.
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Alleinerziehende Väter und Mütter sind häufiger von Armut bedroht als Paarfamilien. Fast 700.000 Haushalte mit nur einem Elternteil gelten als einkommensarm, wie die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Präsentation ihres „Factsheets Alleinerziehende“ mitteilte. Das seien mehr als 40 Prozent. Bei den Paarfamilien seien bei einem Kind acht Prozent armutsgefährdet, mit drei und mehr Kindern seien es rund 30 Prozent. Für alleinerziehende Mütter sei das Armutsrisiko besonders hoch.

Zwar sei auch der Anteil alleinerziehender Väter gestiegen und habe 2023 bei 18 Prozent gelegen. Doch noch immer seien acht von zehn Alleinerziehenden Frauen. Knapp die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, lebten mit nur einem Elternteil zusammen, so die Stiftung weiter. Der Anteil von Alleinerziehenden-Haushalten, die Bürgergeld beziehen, sei in Bremen mit 55 Prozent am höchsten und in Thüringen mit 27 Prozent am niedrigsten.

Rund 1,7 Millionen Menschen seien im Jahr 2023 in Deutschland alleinerziehend gewesen, erklärte die Stiftung weiter. Einen Anstieg habe es unter anderem durch Geflüchtete aus der Ukraine gegeben. Unter ihnen befänden sich viele Mütter mit ihren Kindern. In Ostdeutschland sei der Anteil der Alleinerziehenden mit 25 Prozent höher als in westdeutschen Ländern mit einem Anteil von 19 Prozent.

Ausfallende Unterhaltszahlungen als Hauptrisiko

Die Armutsfalle für Alleinerziehende sei jedoch nicht auf Erwerbslosigkeit zurückzuführen, hieß es weiter, denn mehr als 70 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der alleinerziehenden Väter gingen einer Arbeit nach. Für alleinerziehende Mütter sei das Armutsrisiko besonders hoch, erklärte die Stiftung. Zudem schulterten sie den Großteil der Kinderbetreuung. Wesentlicher Grund für eine finanziell schwierige Situation vieler Alleinerziehenden seien ausfallende Unterhaltszahlungen.

Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags sei es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern, sagte Antje Funcke, Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung.

Als einkommensarm gelten laut der Stiftung jene, die in einem Haushalt leben, der Sozialleistungen erhält. Haushalte, die über weniger als 60 Prozent des gemittelten Einkommens verfügten, würden als armutsgefährdet eingestuft. Für den „Factsheet Alleinerziehende“ wurden nach Angaben der Stiftung unter anderem Daten vom Statistischen Bundesamt und der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2023 verwendet.

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