Christine Hikel: Sophies Schwester : Positive Gegenerzählung

Inge Scholl, 1917 geboren und damit älter als Hans und Sophie, überlebte die nationalsozialistische Zeit; sie gehörte der „Generation der 45er“ an, war in der Bundesrepublik von Anfang an dabei. Der Impuls, Lehren aus der Geschichte zu ziehen, sich lebenslang für ein besseres Deutschland einzusetzen, wurde ihr Leitmotiv.
Über lange Zeit war das landläufige Bild vom Widerstand geprägt vom Dreiklang Stauffenberg - Graf Galen - Weiße Rose. Stand Stauffenberg für Staatsstreichversuch und Attentat, auch für den Aufstand der Militärs, so fand sehr früh schon die Weiße Rose Eingang in das öffentliche Bewusstsein der Nachkriegsdeutschen, Sinnbild für jugendliche Auflehnung gegen die Oppression der Diktatur, Meinungsfreiheit und Gewissen gegen Willkürherrschaft und Terror. Im Sommer 1942 hatte eine Gruppe von Studenten an der Münchner Universität um Hans und Sophie Scholl, Willi Graf, Alexander Schmorell und Christoph Probst die ersten Flugblätter der Weißen Rose verfasst. Nach der Niederlage von Stalingrad folgten das fünfte und sechste Flugblatt der von dem Philosophieprofessor Kurt Huber geprägten Gruppe. Die Botschaft des „Aufrufs an alle Deutsche“ war eindeutig und schlicht: Hitler könne den Krieg nicht mehr gewinnen, es sei Zeit, ein neues, demokratisches und föderales Deutschland zu schaffen, ein Plädoyer für Freiheit der Rede und des Bekenntnisses. Schon im Februar 1943 wurden die Studenten und ihr akademisches Vorbild festgenommen. In zwei getrennten Scheinprozessen vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, starben alle durch das Fallbeil.