FAZ+Kultur in Thüringen :
Ohne Theater kein Meiningen

Lesezeit: 9 Min.
Klöße, bunte Fassaden, Theater – aber kein Wein: Meiningen sieht man die Vergangenheit als Residenzstadt an.
In Meiningen spielt das Theater seit jeher die Hauptrolle. Was bleibt davon übrig, sollten nach der Landtagswahl Kulturverächter regieren?
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Drüben über der Landesgrenze wird Wein angebaut, hüben jedoch nicht, und das hat einen Grund, so erzählt man sich in einer Sage, deren Verse die Meininger Großmütter noch fast komplett auswendig kannten. In Reimform niedergeschrieben hat sie Rudolf Baumbach, Sohn der Stadt und One-Hit-Wonder der deutschen Lyrik, der heute nur noch für den Liedtext von „Hoch auf dem gelben Wagen“ bekannt ist und für nichts sonst. Dabei hat er die Sache mit dem Meininger Wein so gut erklärt. Es gab ihn nämlich einst, wie alte Flurnamen beweisen, und im Herbst streifte regelmäßig die zuständige Ackergöttin Frau Holle durchs Land, um die Felder zu segnen. Als sie sich in einem Gasthof einfand und einen Wein bestellte, da passierte es: „Doch wie der Strom zu Thale lief, / Zog sich ihr Mund bedenklich schief. / Ihr war’s, als ob die Kehle kratze / der Hassfurt allerwildste Katze.“ Frau Holle ließ vor Enttäuschung in einer Nacht alle Meininger Reben erfrieren, und das war es dann.

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