Frankfurter Fastnacht :
Das Laternche erlischt

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Narrhallamarsch: Das Laternche mit Aktiven wie Axel Knauber und dem Elferrat tritt von der Bühne ab.
Die Frankfurter Fastnacht nimmt in den Sälen von Bornheim bis Heddernheim Fahrt auf. Doch eine Institution der Sitzungsfastnacht steht vor dem Ende: Dem Carneval Club Laternche fehlt der Nachwuchs.
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Seit dem vergangenen Wochenende sind aus den Hallen der Saalbau und den Räumen der Frankfurter Fastnachtsvereine wieder Helaurufe zu vernehmen. Die Zeit der Sitzungsfastnacht hat begonnen. Doch die vielleicht lauteste, zumindest aber renommierteste Stimme des Narrentreibens ist verstummt: Die Laternche-Sitzung wird es in der laufenden Kampagne nicht geben, vielleicht war die Sitzung am Fastnachtssamstag des vergangenen Jahres sogar die letzte in der Historie des 1950 gegründeten Carneval Clubs Laternche. „Wir können es einfach nicht mehr stemmen“, sagt Diana Stiebe, in den vergangenen Jahren im Vorstand eine treibende Kraft. „Wir haben nicht mehr genügend Leute im Verein, die Verantwortung übernehmen wollen und können.“

Die Entscheidung fiel Stiebe genauso schwer wie Anke Viehl, die den Verein seit 2016 als Vorsitzende führt. Als Sitzungspräsidentin wurde Viehl zum Gesicht des Laternche. Nun könnte sie als erste Frau in der Vereinsführung zugleich die letzte Vorsitzende sein. Der Vereinsvorstand beschäftigt sich seit einem Beschluss auf der Mitgliederversammlung sogar mit dem Szenario einer Vereinsauflösung, wenngleich nach Worten Viehls ein letzter Funke Hoffnung glimmt, dass das Laternche nicht endgültig erlischt.

„Lieber mit Tschingderassabum abtreten“ statt dahinzusiechen

Die Laternche-Sitzungen standen im Ruf, die besten der Stadt zu sein und in guten Jahren gar mit dem Niveau in der Karnevalshochburg Mainz mithalten zu können. Viele Redner von dort hatte man sogar vom Rhein an den Main locken und von einem Auftritt überzeugen können. Auch im vergangenen Jahr begeisterte das Laternche sein Publikum. „Wir haben damals aber dennoch entschieden, dass wir so erst mal einen Schlussstrich ziehen“, sagt Stiebe. „Lieber mit Tschingderassabum abtreten, als dass wir dahinsiechen und mit vielen Kompromissen eine Sitzung am Leben erhalten.“

Letztes Helau: Die Vorsitzende Anke Viehl (links) mit Diana Stiebe.
Letztes Helau: Die Vorsitzende Anke Viehl (links) mit Diana Stiebe.Lando Hass

Für Viehl ist die Entwicklung besonders schmerzhaft. Ihre Schwiegereltern hatten das Laternche nach vorne gebracht. Zuletzt schrumpfte aber der Kreis der Engagierten stark zusammen, der Vorstand mit vier Frauen kam kaum noch nach bei allen Aufgaben von der Gestaltung des für Sponsorenanzeigen wichtigen Liederhefts bis zum Kartenverkauf. Selbst wenn zuletzt nur noch zwei Sitzungen stattfanden, blieb der Aufwand groß, zumal selbst die Rekrutierung der Elferräte – klassischerweise Handwerksmeister oder Wirte, die eine Mindestunterstützung einzubringen hatten – immer schwerer geworden sei.

Viehl und Stiebe bleiben Fastnacht erhalten

Genau dieses Element war aber ein Charakteristikum der Laternche-Sitzungen: Der Elferrat war stets unterschiedlich besetzt, in besten Zeiten gab es sechs Auflagen je Kampagne. Ganze Elferräte wurden von Metzgerinnen oder Wirtinnen gefüllt, die das Netzwerken rund um die Veranstaltung zu schätzen wussten und außer einem gewissen Sponsoreneinsatz auch eine Gästeschar mit in den Saal brachten.

„Wir wollen aber nicht trauern und auch nicht lamentieren. Es ist eine Entscheidung, die unserem Anspruch entspricht: Entweder richtig oder gar nicht, auf keinen Fall wollten wir ein Dahinsiechen“, sagt Viehl. Trotz aller Helaus, trotz lautstarken Narrhallamarsches und bester Stimmung gab es schon im vergangenen Jahr Vorboten. Damals verabschiedeten Anke Viehl und Diana Stiebe als Sitzungspräsidentinnen das Publikum nach den beiden Sitzungen im Titus-Forum, dem größten Saal im Komplex des Nordwestzentrums, mit den Worten, dass es 2025 keine Sitzungen geben werde. „Da haben dann 1000 Leute geheult, aber wenn nur zehn von ihnen sich daraufhin entschlossen hätten, bei uns einzusteigen und zu helfen, dann wäre es vielleicht weitergegangen“, sagt Stiebe.

Viehl bleibt der Fastnacht erhalten. Wie in den vergangenen Jahren wird sie den Zug am Fastnachtssonntag auch in diesem Jahr vom Balkon des Römers aus verfolgen, die vorbeiziehenden Gruppen begrüßen und vorstellen und dabei auch im HR-Fernsehen zu hören und zu sehen sein. Stiebe will sich in diesem Jahr eine Auszeit gönnen und Karneval im Rheinland feiern, ehe sie sich mit Angeboten hiesiger Klubs auseinandersetzt, sich bei ihnen zu engagieren. Das Feuer der Fastnacht ist in jedem Fall noch nicht erloschen.

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