Gesellschaft :
„Körperwelten“-Macher von Hagens will selbst präpariert werden

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Gunther von Hagens mit einem Plastinat
Die Kirchen verurteilen die „Körperwelten“-Ausstellung, die bald in Frankfurt zu sehen sein wird, als Effekthascherei. Macher Gunther von Hagens will sich jedoch nach seinem Tode selbst plastinieren lassen.
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„Körperwelten“-Macher Gunther von Hagens will nach seinem Tod selbst als Ausstellungsobjekt präpariert werden. Auch seine Frau, sein Vater, seine Geschwister und seine Kinder wollten sich nach ihrem Tod plastinieren lassen, sagte der Heidelberger Anatom am Donnerstag in Frankfurt. Er habe bereits seinen besten Freund plastiniert.

Frankfurt ist die achte deutsche Stadt, in der die ethisch umstrittene Ausstellung präparierter Leichen zu sehen ist. Weltweit haben nach Angaben der Veranstalter rund 13,5 Millionen Menschen die Anatomie-Schau gesehen. In Frankfurt rechnet von Hagens bis zum 18. April mit 400 000 Besuchern.

In der Naxos-Halle im Stadtteil Fechenheim sind knapp 200 Leichen und Leichenteile ausgestellt, die der Heidelberger Mediziner mit einem von ihm entwickelten Verfahren präpariert hat. Bei der so genannten „Plastination“ werden dem toten Körper Fett und Wasser entzogen und durch Kunststoff ersetzt. Die spektakulärsten Objekten sind zwei Dutzend Ganzkörper-Plastinate, zu denen neben menschlichen Leichen auch ein Pferd und ein Gorilla zählen. Daneben gibt es gesunde und kranke Organe zu sehen, herauspräparierte Blutgefäße, Nervenbahnen, Haut und Knochen.

Kirchen: Ausstellung ist Effekthascherei

Obwohl das Frankfurter Ordnungsamt die Schau zunächst nur mit Auflagen genehmigen wollte, sind die „Körperwelten“ in Frankfurt unzensiert zu sehen. So dürfen auch jene Objekte gezeigt werden, bei denen Leichen beim Basketballspielen, mit Hut oder als Lehrer mit Kreide in der Hand hergerichtet sind.

Die Kirchen kritisieren die Schau als pietätlos und werfen von Hagens Effekthascherei vor. Die Landesärztekammer bezweifelt, daß es ihm um medizinische Aufklärung geht und wittert finanzielle Motive. Hessens Sozialministerin Silke Lautenschläger (CDU) warnte Kinder vor dem Besuch der „Körperwelten“. Die präparierten Leichen seien für unter 14-Jährige abstoßend und könnten zu Ängsten führen. Bei einer Podiumsdiskussion am kommenden Mittwoch (21.1.) will sich von Hagens öffentlich seinen Kritikern stellen.

Ziel der Ausstellung sei „einzig und allein die Aufklärung und Information von Laien“, rechtfertigte von Hagens seine Objekte. Das „Erlebnis Anatomie“ dürfe nicht Medizinern vorbehalten bleiben. Von Hagens bezeichnete Vorwürfe als unhaltbar, wonach er Leichen aus dem Ausland kaufe oder sie gegen ihren Willen plastiniere. Den Vorwurf der Leichenfledderei hält er für Unsinn. Er bereite derzeit eine Anfrage beim Vatikan vor, „um zu erfahren, wie der Papst dazu steht“.

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