Landratswahl Rheingau-Taunus : Die Grünen schöpfen ihr Potential nicht aus

Dass CDU-Kandidat Sandro Zehner die Landratswahl im Rheingau-Taunus-Kreis für sich entscheiden konnte, überrascht nicht. Der Durchmarsch im ersten Wahlgang hingegen schon.
Der Sieg von CDU-Kandidat Sandro Zehner bei der Landratswahl im Rheingau-Taunus-Kreis überrascht nicht. Der überzeugende Durchmarsch im ersten Wahlgang aber schon. Hätte die Bewerberin der Grünen das Potential ihrer Partei ausgeschöpft, wäre wohl eine Stichwahl die Folge gewesen. Die Vermutung von Sigrid Hansen, womöglich habe die Irritation der friedensbewegten Grünen-Basis über den Kurs ihrer führenden Mitglieder im Ukrainekrieg eine Rolle bei der Wahlzurückhaltung gespielt, lässt sich nur schwer belegen. Vor der Landtagswahl im Oktober werden sich die Grünen tiefgehende interne Analysen nicht ersparen können.
Die Hoffnung der SPD, in einer Stichwahl Ende März womöglich mit Unterstützung der Grünen ihren Bewerber durchsetzen zu können, waren von Anfang an auf Sand gebaut. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rabanus, der am liebsten noch im Bundestag säße, verbreitete im Wahlkampf nicht den Eindruck, für das Spitzenamt im Kreishaus zu „brennen“. Mit seiner ruhigen, eher zurückhaltenden und bedächtigen Art war es für Rabanus zudem schwer, die Herzen der Kreisbürger zu gewinnen.
Einer der Fähigsten für den Posten des Landrats
Die CDU hatte diesmal – anders als vor sechs Jahren – aus der ersten Reihe ihrer Führungskräfte den bestqualifizierten Bewerber nominiert. Unter den 17 Bürgermeistern im Kreis gilt Sandro Zehner als einer der fähigsten. Nach sechs Jahren im Amt hatten ihm die Bürger bei seiner Wiederwahl ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. Viele Taunussteiner bedauern, den leutseligen und stets unverkrampft wirkenden Zehner nun verabschieden zu müssen.
Vor dem Hintergrund eines bundespolitischen Momentums, das eher der CDU als anderen Parteien Rückenwind gibt, war der Sieg von Zehner bei der Direktwahl vorhersehbar. Zehner ist jung genug, um zwei oder mehr Wahlperioden an der Spitze der Kreisverwaltung zu stehen und der Kreisentwicklung notwendige Impulse zu geben. Anders als Kilian, der sich auf die Rolle eines ausführenden Verwaltungsbeamten beschränkte, wird an der Spitze der Verwaltung nun wieder ein Antreiber stehen, der die Richtung vorgibt. Dem bisweilen allzu behäbigen Landkreis kann mehr Agilität nur gut tun.