EM-Prognose :
Deutschland zieht schon ins Achtelfinale ein

Von Tobias Rabe, Stuttgart
Lesezeit: 2 Min.
Hand drauf: Kai Havertz (links) und Jamal Musiala können für das Achtelfinale planen laut Prognose.
Vor drei Jahren erlebte das DFB-Team ein Zitterspiel gegen Ungarn und kam durch ein spätes Tor weiter. Laut EM-Prognose klappt das diesmal viel leichter. Auch die Schweiz hat Grund zur Freude.

Der Modus der Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft verringert theoretisch die Wahrscheinlichkeit, dass große Namen schon nach den Gruppenspielen ausscheiden, ganz einfach weil 16 von 24 Mannschaften ins Achtelfinale einziehen. Die Deutschen hat es bei der bisher letzten Ausgabe des Kontinentalturniers dennoch fast erwischt. Erst ein spätes Tor von Leon Goretzka gegen Ungarn in München zum 2:2 sicherte der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw doch noch das Weiterkommen.

So spannend wird es drei Jahre später kaum. An diesem Mittwoch (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, in der ARD und bei MagentaTV) geht es schon im zweiten Spiel der Gruppenphase gegen Ungarn, diesmal in Stuttgart. Durch den deutlichen deutschen Auftaktsieg über Schottland ist die Gefahr, dass das Aus schon nach der Vorrunde kommt, fast schon gebannt, vielmehr kann die Auswahl von Julian Nagelsmann schon jetzt den Einzug in die K.-o.-Runde sichern.

In der EM-Prognose der F.A.Z. von Daniel Memmert und Fabian Wunderlich zeigt sich in vier verschiedenen Kategorien, wer die besten Chancen hat. Die Siegwahrscheinlichkeit basiert auf Daten des Wettmarkts. Und die Aussichten, dass, einen Tag nachdem die letzten Mannschaften erst ihr erstes Spiel beendet haben, die Deutschen schon ins Achtelfinale einziehen, sind bestens. Mit einem Sieg über Ungarn ist alles klar, das gilt auch für die Schweiz, die danach auf Schottland trifft in der Gruppe A.

2021 kam Deutschland ins Achtelfinale, scheiterte dort an England. Die Ungarn schieden durch das späte 2:2 von Goretzka noch aus. In der aktuellen Weltrangliste trennt die beiden Mannschaften zurzeit gar nicht so viel. Nagelsmanns Elf liegt auf Platz 16, der Gegner auf Rang 26. Deutlicher sind die Unterschiede beim durchschnittlichen Marktwert der Spieler. Die Siegwahrscheinlichkeit spricht eine noch deutlichere Sprache: Demnach gewinnen die Deutschen zu 76,3 Prozent, für Ungarn sprechen nur 8,2 Prozent.

Schon zuvor (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, bei RTL und bei MagentaTV) beginnt der zweite Spieltag der Gruppe B. Dann treffen zwei Verlierer aufeinander. Kroatien, das vor drei Jahren das Achtelfinale erreichte, unterlag Spanien, Albanien – 2021 gar nicht qualifiziert – den Italienern. Die Kroaten weisen deutlich bessere Werte auf in der Weltrangliste, wie auch beim Marktwert der Kaderspieler. Die Siegwahrscheinlichkeit ist entsprechend deutlich mit 63,7 Prozent.

Wie Deutschland kann auch die Schweiz im Duell mit Schottland schon den Einzug ins Achtelfinale klarmachen (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, in der ARD und bei MagentaTV). Und es sieht gut aus. Die Eidgenossen kamen 2021 bis ins Viertelfinale, für die Schotten war schon nach der Vorrunde Ende. Die Weltrangliste spricht eine klare Sprache, die Marktwerte indes liegen gar nicht weit auseinander. Die Siegwahrscheinlichkeit der Schweiz beträgt 52,5 Prozent.

Wer führt die EM-Prognose durch?

Daniel Memmert, Mathematiker, Professor und geschäftsführender Institutsleiter am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, kennt insbesondere auch die psychologischen Tücken von Vorhersagen und konnte in eigener Forschung belegen, dass sich Experten dabei regelmäßig überschätzen. Daher empfiehlt er statt auf einzelne Expertenmeinungen lieber auf die Prognosen von datenbasierten Modellen zu vertrauen. Seine weiteren Arbeitsschwerpunkte liegen in der Bewegungswissenschaft (Kognition und Motorik), in der Sportpsychologie (Aufmerksamkeit und Motivation) sowie in der Sportinformatik (Big Data, ML, KI). Sein Institut kooperiert mit verschiedenen Fußball-Bundesligavereinen, Dax-Unternehmen und organisiert den ersten internationalen Weiterbildungs-Masterstudiengang „Spielanalyse“ sowie das Zertifikat „Sportdirektor im Amateur- und Nachwuchsleistungsfußball“.

Fabian Wunderlich, Mathematiker, hat mehrere Jahre im Sportwetten-Bereich gearbeitet und an der Deutschen Sporthochschule Köln zum Thema Vorhersagemodelle im Sport promoviert. Seine primäre Expertise liegt in der Anwendung von mathematischen und informatischen Verfahren auf Sportdaten und seine Forschungsschwerpunkte unter anderem in den Bereichen Vorhersagemodelle, Sportwetten, Wettquoten sowie Zufallseinflüsse im Sportspiel.

Gemeinsam haben sich beide in einem Übersichtsartikel mit Vorhersagemodellen im Sport befasst und in einer aktuellen Studie den hohen Zufallseinfluss im Fußball nachgewiesen, der letztendlich die Vorhersagen so schwierig macht. Darüber hinaus wissen sie, wie wichtig Wettquoten im Vorhersagebereich sind, und haben den Nutzen von Wettquoten für die Analyse von Leistungsstärken und in der Vorhersage von Fußballspielen untersucht. Weitere aktuelle Studien befassen sich mit der Frage, inwiefern Positionsdaten oder Social-Media-Daten Vorhersagemodelle für Fußballspiele verbessern können.

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