Farce im türkischen Fußball :
Fenerbahçe spielt nicht mit im Supercup

Von Friederike Böge, Ankara
Lesezeit: 2 Min.
Schon nach kurzer Zeit gehen die Spieler von Fenerbahce Istanbul vom Rasen.
Es war eine Farce mit Ansage: Aus Protest brechen Fenerbahçes – sehr junge – Spieler das Supercup-Finale gegen den Istanbuler Rivalen Galatasaray nach nur einer Minute und einem Gegentor ab.
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Schon vor dem Endspiel um den türkischen Supercup am Sonntag war klar, dass die Partie in einer Farce enden würde. Fenerbahçe hatte seine Fans vorab aufgefordert, gar nicht erst zum Finale gegen den Istanbuler Rivalen Galatasaray nach Şanlıurfa anzureisen. Schon Tage vorher hatte die Vereinsführung verkündet, die U-19-Mannschaft auflaufen zu lassen. Nach gut einer Minute und einem ersten Treffer für Galatasaray (Torschütze: Icardi) winkte Fenerbahçes Trainer die Jugendmannschaft vom Spielfeld in die Kabine. In der vierten Minute wurde das Spiel abgepfiffen.

Mit dem Boykott protestierte Fenerbahçe gegen eine Reihe von Entscheidungen des türkischen Fußballverbands. Der Verein hatte gefordert, das Finale zu verschieben, weil Fenerbahçe am Donnerstag im Viertelfinale der Europa Conference League auf Olympiakos Piräus trifft. Der Verband hatte dies mit der Begründung zurückgewiesen, dass die türkische Nationalmannschaft sich auf die Europameisterschaft vorbereiten müsse. Auch Fenerbahçes Forderung nach einem ausländischen Schiedsrichter für das Finale kam der Verband nicht nach.

Zudem ist die Rebellion des Klubs eine Antwort auf die Ereignisse bei einem Auswärtsspiel in Trabzon Mitte März. Gegnerische Fans hatten dort das siegreiche Fenerbahçe-Team auf dem Spielfeld angegriffen. Anschließend waren zwei Spieler, die sich gewehrt hatten, von der zuständigen Disziplinarkommission für jeweils ein Spiel gesperrt worden.

Trabzonspor muss zur Strafe sechs Spiele ohne Zuschauer bestreiten. Fenerbahçes Vereinspräsident Ali Koç erklärte anschließend auf einer außerordentlichen Generalversammlung des Vereins Anfang April, die Ereignisse von Tabzon hätten „das Fass zum Überlaufen gebracht“. Er beklagte, dass weder der Gouverneur noch der Polizeichef von Trabzon, die für die Sicherheitsvorkehrungen verantwortlich gewesen seien, zur Rechenschaft gezogen worden seien. Koç deutete an, dass er politische Gründe vermute, weil Fenerbahçe der türkischen Opposition nahesteht.

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Auf einer Pressekonferenz vor dem Spiel am Sonntag verlangte der Vereinspräsident einen „Neubeginn“ des türkischen Fußballs. Ungeachtet dessen feierte Galatasaray am Sonntagabend seinen Titelgewinn, der allerdings erst durch die Disziplinarkommission bestätigt werden muss. Der Vereinspräsident von Galatasaray, Dursun Özbek, sprach von einem „traurigen Abend“, von dem niemand profitiert habe.

Das Spiel um den Supercup hatte ursprünglich im Dezember in Saudi-Arabien stattfinden sollen. Seinerzeit weigerten sich beide Mannschaften anzutreten, nachdem das Gastgeberland den Spielern untersagt hatte, beim Aufwärmen Kleidung und Banner mit Porträts und Aussprüchen Mustafa Kemal Atatürks zu tragen. So wollten die Spieler an das hundertste Republikjubiläum erinnern. In der türkischen Öffentlichkeit wurde scharf kritisiert, dass das Finale ins Ausland verlegt worden war.

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