Vendée-Globe-Logbuch : „Das ist wirklich sehr schwer zu ertragen“
Es ist mitten in der Nacht, als der Zweitplatzierte der Vendée Globe, Sébastien Simon (Groupe Dubreuil), aus dem Schlaf schreckt. Sein Boot ist bei Wellengang von fünf Metern und Winden mit 25 Knoten außer Kontrolle geraten, es hat sich auf die Seite gelegt. Und nachdem er seine Yacht wieder stabilisiert hat, muss Simon feststellen, dass das Boot nicht mehr auf die gleiche Weise reagiert wie sonst – es schlingert. So schildert es Simon in einer Videobotschaft, die er am Sonntagnachmittag in die Welt sendet.
„Schnell verstand ich, worum es ging“, sagt Simon da: Er sei an Deck gestürzt und habe gesehen, dass das Steuerbord-Foil an der Stelle gebrochen war, wo es am stärksten gebogen ist. „Das ist wirklich sehr schwer zu ertragen. Das Rennen ist jedoch noch nicht vorbei. Ich werde den Weg bis zum Ende gehen“, sagt der Franzose, er wirkt sichtlich mitgenommen.
Mit nur einem intakten Foil, dem gewölbten Tragflügel unter der Wasseroberfläche, mit denen die Jachten über die Wellen „fliegen“, ist Simon für den weiteren Rennverlauf stark beeinträchtigt. Auf der Backbordseite, sagt er, verliere er etwa 30 Prozent der Geschwindigkeit. Den zweiten Platz aber büßt Simon zunächst nicht ein: Am Montagmorgen segelt er mit etwa 165 Seemeilen hinter dem führenden Dalin in Richtung Australien.
Am Sonntagabend gelingt es Herrmann dann, die Schweizerin Justine Mettraux (TeamWork-Team Snef) zu überholen und zurück in die Top-10 zu segeln, noch immer dicht gefolgt von den drei Frauen Mettraux, Davies und der Französin Clarisse Crémer (L’Occitane en Provence), die er liebevoll seine „Charlie’s Angels“ nennt.
Am Montagmorgen zu Beginn seiner fünften Woche der Vendée Globe berichtet er auf Instagram von einer Nacht mit starken Winden, bis zu 26 Knoten. Der Seegang sei unruhig und Herrmann erwarte für die kommenden drei Tage dichten Nebel.
„Ich schaue alle vier Stunden auf den Tracker“, sagt er. „Ich glaube, es kommt selten vor, dass ich einen verpasse. Ich schaue einfach, was los ist, vor allem natürlich, wenn meine kleinen ‚Charlie’s Angels‘ hier sind. Mal sehen, wie sie vorankommen, was sie machen. Wir schreiben uns auch ein bisschen über WhatsApp. Es ist also schön, eine Art virtuelle Gesellschaft zu haben.“