Vendée-Globe-Logbuch : „Der große Fehlende ist Boris“
Es schepperte ordentlich an Bord der Malizia – Seaexplorer, eine Kamera filmte, wie die Yacht hin und her schaukelte, wie die Wellen das Wasser im Südpolarmeer aufschäumten. Aus irgendeiner Box klang das Lied „The Joker“ von der Steve Miller Band, Boris Herrmann hatte die Lautstärke ordentlich aufgedreht. Als er die Kamera auf sich selbst hielt, war sogar ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen.
Es geht wieder voran für ihn bei der Vendée Globe, das kann jeder erleben, der in das kurze Video von Sonntagabend klickt oder auf das aktuelle Klassement dieses Rennens schaut. Am Montagmorgen war zeitweise niemand so schnell unterwegs wie der Deutsche, der als Elfter etwa 1270 Seemeilen (rund 2350 Kilometer) hinter dem Führenden Charlie Dalin (Macif Santé Prevoyance) zurücklag. Später am Montag passierte er das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas, das erste der drei großen Kaps. Dies markiere für ihn einen „Neubeginn in diesem Rennen“, sagte er.
Etwa drei Viertel dieser Auflage der Vendée Globe liegen noch vor ihm. Obwohl er den Rückstand auf die vor ihn liegenden Yachten von Samantha Davis (Initiatives-Cœur) und auch Paul Meilhat (Biotherm) in den zurückliegenden Stunden hatte reduzieren können, ist Herrmann auch am 22. Tag dieser Weltumseglung nicht dort, wo er eigentlich sein wollte. Am Abend lag er auf dem zwölften Platz.
Vier Jahre hatten er und sein Team sich auf die Vendée Globe vorbereitet, sie hatten eine neue Hightechyacht entwickelt, und dann musste Herrmann vor einigen Tagen erleben, wie er inmitten einer Flaute beinahe zum Stehen kam. „Das macht mich traurig. Manchmal möchte ich weinen“, sagte er.
Die Chancen, dass es zum ersten Mal in der Geschichte der Vendée Globe kein Franzose ist, der als Erster in den Hafen von Les Sables d’Olonnes einsegelt, werden immer geringer. Von den derzeit zehn schnellsten Yachten werden nur zwei nicht von Franzosen gesteuert: Der Engländer Sam Goodchild (Vulnerable) liegt derzeit auf Platz sieben, seine Landsfrau Samantha Davies auf Platz zehn. Selbst seine Gegner vermissen Herrmann an der Spitze dieses Rennens. „Der große Fehlende ist Boris, ansonsten ist das Niveau so, wie ich es erwartet habe“, sagte Yoann Richomme (Paprec Arkéa).