Golf und Olympia :
Grünes Jacket statt Goldmedaille

Ein Kommentar von Wolfgang Scheffler
Lesezeit: 2 Min.
2015 gewann Jordan Spieth in Augusta das grüne Jacket – eine olympische Goldmedaille will er gar nicht haben.
Die besten Golfer der Welt halten nicht viel vom olympischen Geist – und bleiben den Spielen in Rio fern. Dass sie dem Spiel, das sie reich machte, etwas schulden, merken sie nicht. Dabei hat Golf Reklame dringend nötig.
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Olympia ruft – und die Besten bleiben zu Hause. Die vier in der Weltrangliste am höchsten eingestuften Golfprofis, Jason Day (Australien), Dustin Johnson, Jordan Spieth (beide Vereinigte Staaten) und Rory McIlroy (Nordirland) sind die prominentesten, aber nicht die einzigen Herren, die auf die Reise nach Rio de Janeiro verzichten. Insgesamt sagten 20 der 60 qualifizierten Herren ihre Teilnahme am olympischen Comeback des Sports nach 112 Jahren ab – eine miserable Quote.

Wenigstens aus deutscher Sicht gibt es keinen Grund zu klagen: Martin Kaymer und Alex Cejka werden für Deutschland spielen. Als Grund für die vielen Absagen wurde meist die Angst vor einer Ansteckung mit dem Zika-Virus genannt. Eine Begründung, die auch deshalb fadenscheinig erschien, weil die komplette weibliche Elite im August um Medaillen kämpfen wird. Für die weltbeste Proette, die Neuseeländerin Lydia Ko, wird mit der Qualifikation für die Sommerspiele gar ein Traum wahr.

Enger Terminplan wird noch enger

Warum die Herren der olympische Geist nicht erfasst, kann man indes vermuten. Ein Grund mag sein, dass durch das Olympiaturnier der ohnehin enge Terminplan für die Besten der Welt noch enger wurde. So erklärte der Australier Adam Scott seine Absage. Doch den Hauptgrund nannte wohl Rory McIlroy vor den 145. British Open im Royal Troon Golf Club in Schottland.

„Die meisten anderen Athleten träumen davon, an Olympischen Spielen teilzunehmen und eine Goldmedaille zu gewinnen. Wir träumen davon, einen Claret Jug oder ein grünes Jacket zu gewinnen.“ Mit anderen Worten: Ein Sieg bei den British Open und dem Masters ist wichtiger, als beim größten Sportereignis der Welt sein Land zu repräsentieren.

„Ich werde mir die Spiele im Fernsehen anschauen, aber wahrscheinlich nicht Golf, sondern Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Wasserspringen – Sportarten, die wichtig sind“, sagte McIlroy und machte so deutlich, was er von Golf bei Olympia hält – nämlich nichts.

Dass die Herren damit die olympische Zukunft ihres Sports aufs Spiel setzen, dass sie die Chance versäumen, für ihr Spiel auf der größten Bühne des Sports zu werben, ist ihnen egal. Dabei hat Golf Reklame dringend nötig.

Tritt für Deutschland an: Martin Kaymer
Tritt für Deutschland an: Martin KaymerReuters

In vielen traditionellen Golfmärkten wie den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Irland und Schweden sind die Zahlen der Golfer und gespielten Runden rückläufig. Doch darum schert sich McIlroy nicht: „Ich habe nicht mit Golf angefangen, damit das Spiel wächst. Ich spiele Golf, weil ich Meisterschaften und Majors gewinnen will.“ Dass er dem Spiel, das ihn zum Multimillionär gemacht hat, auch etwas schuldet, das sieht er nicht.

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