Olympia-Kommentar :
Weltklasse auf breiter Front

Anno Hecker
Ein Kommentar von Anno Hecker
Lesezeit: 2 Min.
Nicht nur Biathletin Laura Dahlmeier hält die deutsche Fahne hoch bei Olympia in Pyeongchang.
Die Deutschen treten mit einem Olympia-Team auf extrem hohem Niveau an. Das hängt stark mit der sozialen Absicherung der Wintersportler zusammen. Die Finanzierung durch die Bürger ist ein wunderbares Signal.
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Allein neun Goldmedaillen hat die deutsche Olympiamannschaft vor der Halbzeit der Winterspiele in Südkorea gewonnen. Das sind schon mehr, als vor vier Jahren in Sotschi bis zur Schlussfeier gesammelt wurden. Mit etwas Glück hätten es sogar noch mehr Goldstücke sein können, etwa im Abfahrtslauf der Männer mit dem famosen Streif-Sieger Thomas Dreßen (Fünfter). Oder im Skisprung-Wettbewerb von der Großschanze, bei dem Olympiasieger Andreas Wellinger auf Rang zwei landete. Das lassen auch die Ergebnisse erkennen, die nicht im inoffiziellen, umstrittenen Medaillenspiegel auftauchen: Wer bei Olympia unter den ersten zehn landet, gehört zweifellos zu den Besten der Besten. Die Deutschen treten mit einem Team auf Weltklasseniveau in Pyeongchang an.

Allein die Zahl der Olympiasiege sagt nicht viel aus über die Sportkultur einer Nation. Sonst müssten die Niederlande in der weltweiten Anerkennung vor ihrem großen Nachbarn stehen. Im Eisschnelllauf gewinnen sie dank einer Monokultur fast alles, in anderen Disziplinen so gut wie nichts. Die Vermutung, der Deutsche Olympische Sportbund und der Bund wollten im Zuge ihrer Spitzensportreform die breit angelegte Förderung zugunsten medaillenträchtiger Sportarten beschneiden, so wie es die Briten vor ihren Sommerspielen 2012 vormachten, wiesen Sportführung wie Regierung zurück. Sie tun gut daran, den Worten Taten folgen zu lassen. Denn die Begeisterung von Jung und Alt für den Sport wie die Spiele hängt stark von der Breite und Vielseitigkeit des Teams ab. Hätten kühle Strategen Eiskunstlaufen mit Hinweis auf ein einziges aussichtsreiches Paar gestrichen, der Welt wäre eine traumhafte, atemraubend schöne Kür entgangen.

In zehn der fünfzehn Sportarten werden sich die Deutschen bis zur Schlussfeier sehr wahrscheinlich auf höchstem Niveau präsentieren. Das hängt stark mit der sozialen Absicherung der Wintersportler zusammen. Viele können sich dank ihrer Stellen bei Bundeswehr, Polizei und Zoll sicher fühlen, nach einer risikoreichen Karriere nicht mit leeren Händen dazustehen. Über das Modell des Staatsamateurs lässt sich zwar streiten. Warum muss man Soldat werden, damit sich der Traum vom Olympiasieg erfüllen lässt? Aber die Finanzierung durch die Bürger ist ein wunderbares Signal: Die Deutschen sind bereit, Talenten zur vollen Entfaltung zu verhelfen. Wenn das auch in moderneren Disziplinen wie Snowboard oder Ski-Freestyle der Fall wäre, dann hätten sie Gold verdient.

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