Nächste Bundesliga-Niederlage :
Eintracht Frankfurt stürzt den BVB noch tiefer in die Krise

Von Marc Heinrich, Frankfurt
Lesezeit: 4 Min.
Frust bei Verteidiger Waldemar Anton (Zweiter von links), Ratlosigkeit bei Trainer Nuri Sahin (links): Der BVB verliert gegen Eintracht Frankfurt.
Drei Spiele, null Punkte: Borussia Dortmund und Trainer Nuri Sahin stehen nach dem missglückten Jahresstart massiv unter Druck. Die Eintracht glänzt auch ohne Omar Marmoush – der sich nach dem Schlusspfiff verabschiedet.
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Am Ende eines Tages, der ausgesprochen aufregend verlaufen war, standen die Spieler der Eintracht am Anstoßkreis und gratulierten sich gegenseitig zu einer zufriedenstellenden Leistung. Sie hatten die Nerven bewahrt und Borussia Dortmund 2:0 bezwungen. Omar Marmoush gehörte nicht mehr zum Sieger-Team, das mit dem dritten Erfolg im neuen Jahr seine guten Perspektiven im Spitzenfeld der Fußball-Bundesliga verbesserte. Der Stürmer, ohne dessen maßgeblichen Beitrag sich die Elf von Trainer Dino Toppmöller in dieser Saison bei weitem nicht so aussichtsreich hätten positionieren können, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Frankfurt den Rücken kehren und künftig für Manchester City spielen.

„Es sieht so uns, dass er uns verlässt“, sagte Markus Krösche vor dem Anstoß bei DAZN. Der Eintracht-Sportvorstand sprach von „keiner einfachen Situation“. Seit den frühen Morgenstunden zeichnete sich endgültig ab, dass es eine Einigung über seinen Wechsel geben würde, nahezu stündlich gab es dazu, maßgeblich gefüttert durch Medien auf der britischen Insel, Wasserstandsmeldungen – aber bis zum Anstoß keine Vollzugsmeldung.

Krösche kündigte am frühen Abend an, dass eine Entscheidung zugunsten der Skyblues „in Stunden“ fallen könne. Der Klub aus der Premier League, der seit Ende der Winterpause um die Dienste des Ägypters gebuhlt hatte, verständigte sich im Grundsatz mit dem Tabellendritten der Bundesliga über einen Transfer ihres bislang zuverlässigsten Torschützen; nur Details waren noch offen. „Wir wissen alle, was wir an Omar hatten. Überragender Charakter, überragender Spieler. Er hat dem Verein geholfen. Es ist immer schade, wenn ein Spieler geht. Er ist ein wichtiger Spieler von uns. Wir werden ihn vermissen“, sagte Mario Götze nach dem Schlusspfiff.

Für Trainer Sahin wird die Lage ungemütlicher

Gegen den BVB hatte Marmoush nicht mehr im Frankfurter Aufgebot gestanden. Stattdessen schlüpften Hugo Ekitiké und Oscar Höjlund in die Rolle der Wegbereiter, die mit ihren Treffern entscheidend zum nächsten Dreipunktgewinn beitrugen und zugleich die Krise auf Seiten der Verlierer verschärften. Für die Dortmunder war es die dritte Niederlage in Serie seit dem Wiedereinstieg nach der Winterpause. Sie entfernten sich damit weiter von den Plätzen, die am Ende der Runde zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Für Coach Nuri Sahin wird die Lage dadurch noch ungemütlicher und es bleibt abzuwarten, ob ihm die Geduld seiner Bosse auch nach diesem Fehlschlag bis zum wichtigen Königsklassen-Duell am Dienstag beim FC Bologna weiter gewiss ist.

Applaus zum Abschied: Omar Marmoush sagt Eintracht Frankfurt Adieu.
Applaus zum Abschied: Omar Marmoush sagt Eintracht Frankfurt Adieu.AP

Anstelle des Top-Scorers Marmoush berief Toppmöller für das linke offensive Mittelfeld Ansgar Knauff an die Seite von Mario Götze. Das Duo, das auf eine Dortmunder Vergangenheit zurückblickt, unterstützte Ekitiké als zentrale Sturmspitze. Und die Frankfurter drückten den BVB, bei dem Pascal Groß und Waldemar Anton als Rückkehrer in die Startelf als Stabilitätsfaktoren vorgesehen waren, schnell weit in dessen Hälfte zurück. Die beste Möglichkeit, in Führung zu gehen, erarbeiteten sich aber die Männer in Schwarz-Gelb. Nach einer Kombination über die rechte Außenbahn flankte Julian Ryerson auf Serhou Guirassy, der den Eintracht-Verteidiger Rasmus Kristensen übersprang, doch der Ball prallte an den Pfosten (9.).

Wie es besser geht, machte Ekitiké vor. Im Zusammenspiel mit Kristensen nahm er im hohen Tempo Kurs auf den Strafraum der Borussia, die beiden schüttelten dabei sämtliche Bewacher ab – und mit dem rechten Fuß verwertete der Franzose die flache Hereingabe seines dänischen Kollegen zum 1:0 (18.). Glück für die Dortmunder, dass kurz darauf Knauff mit einem Distanzschuss, der für Keeper Gregor Kobel zu viel Wucht besaß, als dass er ihn hätte parieren können, nur den Pfosten traf(22.).

Aus der Tatsache, dass sie im ersten Abschnitt zu deutlich mehr Ballbesitz kamen (62 zu 38 Prozent), zogen die Westfalen keinen Profit, während die Eintracht nach gewonnenen Zweikämpfen schnell umschaltete und auf direktem Weg vorstieß, um die Abwehr zu überrumpeln. Bei einem sehenswerten Versuch von Ekitiké fehlten jedoch Zentimeter (33.).

In der zweiten Hälfte ging es für den BVB mit einem Schreckensmoment weiter. Guirassy, der nach einem Zusammenprall länger behandelt werden musste, konnte sein Mitwirken fortsetzen, wurde danach aber entweder von Robin Koch oder Arthur Theate in seinem Aktionsradius erheblich eingeschränkt. In der 60. Minute rutschte Knauff nach einem Konter bei einer Drehung um die eigene Achse weg, wodurch eine weitere Gelegenheit, den Zwischenstand für ihn und die Seinen erfreulicher zu gestalten, dahin ging.

So blieb bis in die Schlussphase die Spannung gewahrt, wobei die Borussia, die mächtig auf die Tube drückte, um das Blatt zu wenden, nun klare Feldvorteile besaß – und das Pech hatte, dass Schiedsrichter Daniel Schlager nach einem Foul von Nnamdi Collins an Jamie Gittens keinen Strafstoß pfiff (77.), ehe in der Nachspielzeit dem eingewechselten Oscar Höjlund das 2:0 gelang. Der 20 Jahre alte Däne besiegelte damit zum Start in die Rückrunde einen Frankfurter Erfolg, der keinen außerordentlichen Glanz verströmte, aber wegen der Umstände auf jeden Fall länger in Erinnerung bleiben wird: Zum Feierabend war dann auch Marmoush auf dem Rasen dabei, um seine bisherigen Mitstreiter, die künftig ehemalige Weggefährten sind, zu beglückwünschen und mit winkenden Händen vor die Fankurve zu marschieren, die ihn mit lange anhaltendem Applaus bedachte.

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