Nach Trennung von Heinrizi : Wie es bei den Löwen Frankfurt nun weitergeht
Wer am Dienstagabend nicht hinsah, sondern nur hinhörte, konnte sich an eines der dunkelsten Kapitel der Eishockeygeschichte erinnert fühlen. Jedenfalls war es ab Mitte des zweiten Drittels im Spiel der Deutschen Eishockey Liga zwischen Wolfsburg und Frankfurt so ruhig, dass man sofort an die Pandemie denken musste mit ihren Geisterspielen, was weniger an derzeit grassierenden Viren lag, als vielmehr an dem, was sich auf dem Eis abspielte: Die Löwen Frankfurt führten nach turbulenten Tagen, an deren Ende Sportdirektor Daniel Heinrizi am Montag freigestellt worden war, nach 39 Minuten schon 7:0, was den meisten in der Wolfsburger Halle die Sprache verschlagen hatte, einen aber besonders freute. „Das hat mal gut getan“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Löwen, Stefan Krämer, in einer Medienrunde einen Tag nach dem 7:1-Erfolg seines Teams.
Einen Zusammenhang zwischen der Freistellung und dem Ergebnis wollte Krämer nicht erkennen. Zu den Gründen für die Trennung sagte er lediglich: Trotz vieler Interviews, die er mit Heinrizi geführt und in denen dieser immer die richtige Antwort auf seine Fragen gehabt hätte, habe es letztlich „nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“. Konkreter wollte er nicht werden.
Es scheint, als hätten sich der Klub und Heinrizi darauf verständigt, nicht schlecht über die jeweils andere Seite sprechen zu wollen. Heinrizi sagte gegenüber der F.A.Z. nur: „Ich finde es schade. Ich habe gern für die Löwen gearbeitet und mein Bestes gegeben. Ich wünsche dem Verein alles Gute.“
„Überhaupt nicht funktioniert“
Ein bisschen was ließ Krämer dann aber doch durchblicken, als er über seine kommissarische Rolle sprach, in der er nun mit dem Trainerteam die kommende Saison plant. Der Löwen-Chef sprach von Spielerverpflichtungen, die „überhaupt nicht funktioniert“ hätten, sowie Verhandlungen, die ins Stocken geraten seien und nun wieder aufgenommen würden.
Krämer nannte namentlich die Spieler Chris Wilkie und Linus Fröberg, die Gerüchten zufolge schon verlängert haben sollen, sprach aber auch von Cameron Brace, Dominik Bokk und Julian Napravnik, die interessant für die Löwen seien. Bei der Suche nach einem Sportdirektor will Krämer nichts überstürzen. „Ich möchte mir zu 110 Prozent sicher sein.“ Grundsätzlich suche der Klub einen Manager, der nicht „den ganzen Laden umkrempelt“ und den eingeschlagenen Weg mit jungen Talenten fortsetzt. Ausgeschlossen sei es, entgegnete er auf Nachfrage der F.A.Z., dass Headcoach Tom Rowe die Position übernimmt.
Momentan deutet einiges darauf hin, dass es mit Rowe, dessen Vertrag ausläuft, nach der Saison weitergehen könnte. Da wäre zum Beispiel die Kaderplanung, in die er nun involviert ist. Aber auch Krämers Aussagen erwecken diesen Eindruck. „Ich bin mit der Arbeit von Tom sehr zufrieden, aber er muss jetzt auch liefern“, sagte Krämer, der nun beobachten will, wie die Saison weiter verläuft: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, mit ihm weiterzuarbeiten, auch um auf der Position des Trainers mal eine Konstanz reinzubekommen.“
Auf der Sportdirektoren-Position habe es vor der Freistellung von Heinrizi in den vergangenen 13 Jahren kaum Veränderungen gegeben, betonte Krämer: „Wir wollen für Konstanz stehen.“ Dass Rowe vor der Saison die Top sechs als Ziel ausgerufen hatte, ohne dies mit der Klubführung abgesprochen zu haben, bezeichnete Krämer als Fehler, den Rowe eingesehen habe. „Das fällt ihm jetzt auf die Füße.“
Die Löwen hatten davon gesprochen, besser abschneiden zu wollen als in der vergangenen Spielzeit, in der sie mit 58 Punkten auf Platz zwölf gelandet waren. Vor dem Spiel am Donnerstag (19.30 Uhr) in Iserlohn stehen die Hessen bei 53 Punkten. Zwölf Spiele stehen noch aus. Ein Fakt, der eher für Rowe spricht als gegen ihn – Top sechs hin oder her.