Eishockey in München : Mit der Aura des Don
Ein kurzes Nicken zur Schlusssirene, ein Handschlag mit den Assistenten, dann konnte Don Jackson hinter die Dienstreise nach Wolfsburg einen Haken machen. 4:1 gewann sein EHC Red Bull München am Sonntagabend bei den Grizzlys. Bereits am Donnerstag hatte es einen 3:2-Sieg nach Penaltyschießen bei den Eisbären Berlin gegeben. München gewinnt, Jackson nickt – so kennt man das in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Und so soll das auch an diesem Dienstag (19.30 Uhr, live bei Magentasport) sein, wenn es bei den Kölner Haien weitergeht.
Die Sache ist allerdings: Bis vergangenen Mittwoch war Jackson mehr oder weniger im Ruhestand. Nach der Meisterschaft 2023 beendete der Amerikaner seine Trainerkarriere. Für die Münchener war es der vierte Titel, für Jackson gar der neunte, er gewann von 2008 bis 2013 bereits fünf mit den Berlinern. Niemand in der DEL kann annähernd solche Erfolge vorweisen wie der 68-Jährige.
Aber nach Jahrzehnten im Geschäft reichte es dann. Er übernahm bei Red Bull den Posten als „Head of Coaching Development“, sollte die Trainer in Salzburg und München beraten. Seitdem war er auch mal daheim in den Vereinigten Staaten, aber man sah ihn immer wieder in München. Auch vor einer Woche beim 1:4 gegen den Abstiegskandidaten Düsseldorfer EG. Der Tiefpunkt der EHC-Saison, bei dem die empörten Fans am Ende Gegentore bejubelten.
Am Tag danach trat Trainer Max Kaltenhauser zurück. Aber nicht wegen der Leistungen auf dem Eis, sondern weil „sich in meinem privaten Umfeld leider einige belastende Ereignisse gehäuft haben, darunter der Tod meiner Mutter“. Daher könne er „derzeit nicht die volle Energie aufbringen, die mein Amt erfordert“. Ein bemerkenswerter Schritt, war der Job beim EHC doch die Chance seines Lebens. In der DEL gibt es ohnehin kaum deutsche Trainer, erst recht keine ohne große Spielerkarriere, Kaltenhauser hatte bis zum Sommer auch nur unterklassig trainiert. Aber weil er 2024 mit Regensburg die DEL2-Meisterschaft gewann, holten ihn die Münchener als Ko-Trainer. Als sein Chef Toni Söderholm dann im Oktober gehen musste, wurde Kaltenhauser befördert.
Richtig rund lief es aber auch unter ihm nicht, die Münchener bekamen keine Konstanz in ihre Leistungen. Ausgerechnet in der ersten Saison in ihrer schicken neuen Arena im Olympiapark, die sich Red Bull hunderte Millionen Euro kosten ließ. Zwar kommen im Schnitt fast 10.000 Zuschauer, aber die dürfen zu selten jubeln. Und dann stand ihr Klub zum zweiten Mal in der Saison ohne Cheftrainer da. Ein Klub, der zuletzt 2008 einen Trainer während einer Saison entlassen hatte.
Manager Christian Winkler wusste sofort, was zu tun war: bei Jackson nachfragen. Da habe er das „Funkeln in Dons Augen“ gesehen. Seitdem läuft es wieder. Zum Auftakt gab es den Sieg beim Meister in Berlin. Was für Jackson doppelt bedeutsam war: Vor dem Spiel wurde er für seine Verdienste bei den Eisbären geehrt, ein Banner mit seinem Namen wurde unters Hallendach gezogen. Geplant war das seit Monaten, da wusste noch keiner, dass er als Trainer des Gegners kommen würde.
Wie er den Umschwung geschafft hat? „Der Don ist kein Mann der vielen Worte“, sagte Verteidiger Konrad Abeltshauser bei Magentasport, es sei „einfach die Aura“. Die Aura des Don – das klingt nach einem drittklassigen Mafiafilm, aber Jackson hat nichts von einem Patriarchen, wirkt trotz seiner Erfolge fast schüchtern. Eine Ansage hat er aber trotzdem noch gemacht. Sein Ziel für die nächsten Monate? „Nur ein Ding. Ich muss es gar nicht sagen, aber: die Meisterschaft.“