Post vom Finanzamt :
Sport mit Flüchtlingen ist nicht gemeinnützig

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Nicht nur in Flüchtlingsunterkünften wird Sport betrieben.

Wie der Amtsschimmel engagierten Bürgern den Nerv raubt: Vereine, die Flüchtlinge ohne Gebühr am Training teilhaben lassen, bekommen Post vom Finanzamt. Und dieses Schreiben ist alles andere als freundlich.

Wie kann man einen Blick in den Alltag des deutschen Vereinslebens im November 2015 werfen? Manchmal genügt dafür ein Blick auf die Post vom Finanzamt. Sie habe ein Schreiben erhalten, erzählte eine Vorsitzende eines deutschen Sportvereins am Donnerstagabend auf der Sportkonferenz des „Deutschlandfunks“, von den Steuerprüfern.

Und dieses Schreiben war alles andere als freundlich. Denn weil ihr Verein nunmehr Flüchtlinge ohne Gebühr am Training teilhaben lasse, drohten die Beamten der Vorsitzenden mit dem Entzug der Gemeinnützigkeit ihres Vereins. Kein Wunder also, dass sich Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), angesichts solcher alltäglichen Begebenheiten und rund 1000 Turnhallen, die derzeit als Notunterkünfte dienen, „allein gelassen“ fühlt von der Politik.

Hörmann hat von der Politik eine andere Form des Umgangs und der Unterbringung von Flüchtlingen gefordert. „Turnhallen als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, ist der bequemste Weg. Die Politik muss beginnen, neue Wege zu gehen“, sagte Hörmann auf der Konferenz in Köln zum Thema „Grenzenlos gefordert? Der Sport und die Flüchtlingsfrage“.

„Turnhallen als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, ist der bequemste Weg“: DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
„Turnhallen als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, ist der bequemste Weg“: DOSB-Präsident Alfons Hörmann.dpa

„Wir gehen davon aus, dass es bis Ende des Jahres etwa 1500 Hallen sein werden“, sagte Hörmann. In Bremen seien es ein Drittel der vorhandenen Sporthallen. In manchen Vereinen seien in den vergangenen Monaten bis zu 30 Prozent der Mitglieder ausgetreten – Hörmann befürchtet, dass der Trend sich verstärkt. „Es kann eine Erosion nach sich ziehen, wenn wir keine neuen Wege gehen.“ Dies sieht die nordrhein-westfälische Sportministerin Christina Kampmann ähnlich. „Wir müssen Alternativen finden. Die Turnhallen dürfen nur eine Übergangslösung sein“, sagte die SPD-Politikerin.

In ihrem Ministerium sei der Etat zur Unterstützung der Vereine auf 250.000 Euro erhöht worden – eine Zugabe, die für Hörmann angesichts von rund 200.000 Flüchtlingen allein in Nordrhein-Westfalen offenkundig nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist. „Das ist etwa ein Euro pro Flüchtling“, sagte Hörmann zur Größenordnung der Hilfe aus dem Düsseldorfer Ministerium.

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Hörmann betonte aber auch, dass der Sport besonders für die Integration von Menschen wichtig sei. „Der Sport ist besonders gut geeignet, Brücken zu bauen und Grenzen abzubauen“, sagte er. Ein Fünftel der rund 90.000 deutschen Sportvereine würde bereits integrative Projekte anbieten. „Wo bekommen wir die Integration besser, nachhaltiger, preisgünstiger hin als über unsere Sportvereine?“, fragte der DOSB-Chef. Vorausgesetzt, der Amtsschimmel spielt mit.

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