Unerwartet schmissig : Warum Fans bei Konzerten Dinge auf Künstler werfen
Das Publikum raste. Tumultartige Szenen im Saal, der Ohnmacht nahe Besucherinnen und ein Künstler im Regen von auf die Bühne geworfenen Blumen, Lorbeerblättern, parfümierten Briefchen. So zeigen es Bilder und Zeichnungen eines Phänomens, das vor gut 180 Jahren in europäischen Städten zu beobachten war und für das der Dichter Heinrich Heine als zeitgenössischer Berichterstatter sogar ein eigenes Wort schuf: Lisztomanie. Mit diesem Begriff wollte Heine die euphorische Begeisterung der Zuhörer fassen, die dem Komponisten Franz Liszt, einem Klaviervirtuosen sondergleichen, bei dessen Konzerten entgegenschlug.
Vielleicht haben schon die Steinzeitmenschen ihresgleichen für künstlerische Darbietungen entzückt Mammutknochen an den Kopf geschmissen, und vermutlich werden vom Publikum Dinge auf Bühnen geworfen, seit es Bühnen gibt. Doch in diesem gerade zu Ende gegangenen Konzertsommer hat der Brauch für einiges Aufsehen gesorgt, weil in mehreren Fällen die Würfe, ob nun absichtlich oder nicht, keineswegs nur der Bühne, sondern direkt den Körpern der Künstler galten.
Zur Erinnerung: Im Juni wurde die amerikanische Popsängerin Bebe Rexha bei einem Konzert in New York von einem auf sie geworfenen Mobiltelefon im Gesicht getroffen und musste genäht werden. Im Juli wurde die amerikanische Countrypop-Sängerin Kelsea Ballerini bei einem Auftritt in Boise, Idaho, von einem auf die Bühne geworfenen Armband am Auge verletzt. Ebenfalls im Juli wurde der britische Superstar Harry Styles bei einem Konzert in Wien von einem Objekt am Auge getroffen. Auch der kanadische Rap-Star Drake war im Juli Ziel eines Handywurfs (es traf ihn am Arm), und die amerikanische Popsängerin Ava Max wurde im Juni bei einem Auftritt in Los Angeles sogar von einem auf die Bühne stürmenden Zuschauer ins Gesicht geschlagen.