Schlusslicht : Schön hier

Diese ewige Nörgelei an allem muss ein Ende haben. Deutschland hat natürliche Intelligenz, eine schlaue Bahn, lebensfrohe Botschaften. Und es steht voll hinter seiner wichtigsten Industrie.
Diese ständige Nörgelei an allem muss ein Ende haben. Deutschland hat keine Atomkraftwerke mehr, während Microsoft und Google sich jetzt dann welche für ihre KI-Rechenzentren selber bauen? Eine Kapitulationserklärung der Datenkraken, wir machen Strom längst aus Wind und Sonne. Künstliche Intelligenz? Brauchen wir auch nicht, wir haben natürliche in Berlin sitzen.
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Auch im Verkehr läuft es runder als geunkt. Die Bahn lässt nachts ihre ICE leer durch die Hauptstadt kreisen. Das ist mitnichten Ausdruck eines Mangels an Parkplatz und Planung, sondern Weitsicht. Erstens wird 100 Prozent Ökostrom eingesetzt als Beweis gelebter Nachhaltigkeit, zweitens entsteht schon bis 2028 in Berlin-Schönholz eine neue Abstell- und Serviceanlage. Zugchef Lutz und Bundesvolkersminister Wissing haben allenfalls das Problem, dass dann gleichzeitig Stuttgart 21 pünktlich eröffnet werden soll. Die Terminkollision werde sich trotz des enormen Zeitdrucks abwenden lassen, verlautet aus beiden Häusern, man habe eine Terminfindungsbeschleunigungskommission (TfBeschKom) eingesetzt.
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Was das Thema Automobil angeht, kann uns sowieso niemand das Wasser reichen. Der Verband der Mobilitätsindustrie (ehemals VDA) weist voll Aufbruchstimmung schon auf die Internationale Mobilitätsausstellung IMA (ehemals Internationale Automobilausstellung IAA) hin, die „weltweit führende Plattform für Mobilität, Nachhaltigkeit und technologische Innovationen“, die im September 2025 in München stattfinden wird. Mit einem Plakat, das farbenfroh die Kraft der Emotion in die Welt trägt, die Freude am Fahrzeug lustvoll hinausschreit und zeigt, wie Land und Verband hinter Audi, BMW, Mercedes-Benz, Opel, VW, Porsche und Ford stehen.
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Man muss nicht weit schauen, um zu erkennen, wie geduckt und humorfrei das Thema auch angegangen werden kann. Frankreich. Dem Land geht nicht nur eine Regierung ab, sondern auch jede Lebensfreude. Für ihre Ausstellung Rétromobile im Februar bemühen sie einen Citroën auf Luftballons, aus 1959, Bonjour tristesse. Das Plakat gehüllt in ödes Orange, blasses Rot und farbloses Gelb, als ob so etwas Ausdruck von Technikfaszination und Ästhetik wäre. Die Franzosen werben doch tatsächlich, in Paris sollten die Besucher Leidenschaft, Träume und Begeisterung spüren. Da lachen ja die Hähne. In München 2025, liebe Leut, die ihr auf Deutschland schaut, werden „kreative Visionäre, global Player und Thought Leader den Wandel diskutieren“. Wir nämlich sind die Erfinder des Automobils. Und stolz darauf.
