Facebook und Instagram : Meta kämpft plötzlich für die Freiheit

Mark Zuckerbergs Ankündigungen zu neuen Moderationspraktiken erscheinen zumindest für die Situation in den USA politisch opportun. Das muss aber nichts Schlechtes heißen.
Zwei Wochen vor Amtsantritt des designierten amerikanischen Präsidenten Donald Trump will Mark Zuckerberg einen Beweis für seinen Sinneswandel erbringen. Auf seinen Konten auf den Plattformen Facebook und Instagram veröffentlichte der Meta -Vorstandschef ein Video, in dem er fundamentale Änderungen des Moderationsmodells seiner Plattformen ankündigt.
Indem er in den USA Faktenprüfer entlässt, sie durch Gemeinschaftsnotizen ersetzt, das Moderationsteam von Kalifornien nach Texas umzieht und die Sanktionsschwelle für Konten hochsetzt, die gegen Plattformregeln verstoßen, schwenkt Zuckerberg auf den Ansatz von Elon Musks Plattform X ein: Freie Meinungsäußerung – auch, wenn sie schmerzhaft, unappetitlich oder anstößig ist – übertrumpft zunächst alles, und als Korrektiv dient die Gemeinschaft der Nutzer, die Rede mit Gegenrede kontern kann. Zentrale Faktenprüfer mit starker politischer Schlagseite, die Zuckerberg nennt, verlören ihre Macht.
Dass parallel zur Ankündigung Republikaner und Trump-Vertraute zu einflussreichen Posten im Meta-Konzern gelangen, kann kein Zufall sein. Aber „politisch opportun“ muss nicht gleichzeitig „schlecht“ heißen, wenn die neuen Maßnahmen tatsächlich der Redefreiheit dienen. Zumal: Politisch opportun ist es für Mark Zuckerberg keineswegs, wenn er Regulierer in Europa und Lateinamerika in einem Atemzug mit dem zensurfreudigen China nennt.
Ab sofort wolle er sich dafür engagieren, die freie Meinungsäußerung in anderen Teilen der Welt voranzutreiben, auch wenn das Konflikte mit lokalen Behörden und Gerichten einbringt – alles in Zusammenarbeit mit der Regierung von Donald Trump. Sich etwa mit der EU anzulegen, die schon Elon Musk wegen seines ähnlichen Vorgehens mit Strafen droht, ist ein betriebliches Risiko für Meta. Bliebe Zuckerberg trotzdem bei seinem ausgerufenen Kampf für die Meinungsfreiheit, wäre ihm das anzurechnen.