Von der Mosel nach Cannes :
Nachgebautes antikes Segelschiff soll in Südfrankreich in See stechen

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Der Nachbau eines römischen Handelsschiffes, das zuvor von Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, auf den Namen Bissula getauft wurde, wird von Besucher „geentert“.
Dem Wissen antiker Kapitäne auf der Spur: Trierer Forscher haben einen 16 Meter langen römischen Segelfrachter nachgezimmert. Nach Touren auf der Mosel soll die „Bissula“ in See stechen und mit ungewöhnlichen Methoden Daten sammeln.
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Ein von Trierer Forschern nachgebautes römisches Handelsschiff wird bald an der südfranzösischen Küste zu Messfahrten ins Mittelmeer starten. Nach mehrjährigen Testfahrten auf der Mosel sollten nun Daten zur Leistungsfähigkeit des 16 Meter langen und fünf Meter breiten Segelschiffs auf dem Mittelmeer erhoben werden, teilte die Universität Trier am Montag mit. Damit wolle man die Erforschung des antiken Seehandels vorantreiben. Forscher in Trier hatten den Segelfrachter von 2017 bis 2019 mit Studenten und Handwerkern originalgetreu nachgebaut.

Das Schiff mit Namen „Bissula“ werde am 13. September seine Reise nach Cannes antreten: Zunächst soll es die Mosel und die Saar bis Dillingen im Saarland hinauffahren. Dort wird es auf einen Schwertransporter verladen und und dann auf dem Landweg nach Cannes transportiert, wie die Uni weiter mitteilte. Die Fahrten in der Bucht von Cannes sind demnach im September bis Ende Oktober geplant.

„Bissula“ soll der Forschung dienen

„Der Seehandel war ein elementarer Bestandteil der antiken Wirtschaft. Im Gegensatz zu den gut dokumentierten Landverbindungen sind die Seewege und ihre Auswirkungen auf den Handel sowie die Transportkosten erst unzureichend erforscht“, sagte Projektleiter Christoph Schäfer die wissenschaftlichen Ziele des Projekts. Schäfer ist Professor für Alte Geschichte an der Uni Trier und gilt als führender Experte für antike Schifffahrt. Um das gesamte Ausmaß des antiken Seehandels zu verstehen, bedürfe es einer genauen Analyse. Die „Bissula“ sei „kein kleines Flussschiff, sondern ein seetauglicher Handelssegler“, erläutert Schäfer weiter. „Zwar konnten wir auf der Mosel die wesentlichen Daten zu den Segeleigenschaften erheben, allerdings ist es noch wichtig, die Wirkung des Wellenschlags auf See zu messen – am besten natürlich im Mittelmeer.“ Im Projekt mit im Boot ist auch die Hochschule Trier.

Ein elementarer Teil des Projekts besteht darin, die Seerouten nachzuzeichnen, auf denen die Frachtschiffe unterwegs waren. Auch dieser Frage gehen die Trierer Althistoriker mit ungewöhnlichen Methoden nach, indem sie mithilfe modernster Software, die bei weltweit renommierten Segelregatten zum Einsatz kommt, die antiken Seerouten berechnen. Die Bucht von Cannes biete vor allem wegen der Windverhältnisse „hervorragende Bedingungen“ für das Forschungsvorhaben, teilte Junior-Professor Pascal Warnking mit, der auch zur wissenschaftlichen Schiffscrew gehören wird.

An der französischen Küste vor Marseille war Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus das römische Handelsschiff gesunken, dessen Wrack als Vorbild der Trierer Schiffsrekonstruktion „Bissula“ diente. Das Wrack wurde in den 1980er Jahren ausgegraben. Die Pläne für den originalgetreuen Nachbau stammten aus dem Museum für Antike Schifffahrt in Mainz. Bissula war die Geliebte des römischen Dichters Ausonius, der auch in Trier tätig war.

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